Dana
Der Mensch auf dem Pferd
Mmh, die Pferde und der Umgang mit ihnen hat eigentlich den Großteil meines Lebens (werden jetzt auch schon 3 Jahrzehnte  
 ) ausgemacht, es hat mich geprägt und tut es noch. Ich gehe jetzt mal nicht auf`s Einzelne ein, da ich keine Persönlichkeitsstudie  hier reinstellen möchte  
, aber Dinge wie Selbstbeherrschung, Freude an kleinen Dingen, sich selbst nicht zu ernst nehmen, Hartnäckigkeit, Verantwortung usw. werden täglich "geschult". Das färbt dann natürlich auch auf die anderen Bereiche ab. Naja, zumindest bei mir  
 
Dana
			
			
									
						
										
						Dana
Ich hab mal - vor Jahren - in der IWZ (Illustrierte Wochenzeitung) einen Bericht über einen schwäbischen Bauern und über sein Arbeitspferd Lotte gelesen; da stand in etwa drin, dass dieser Bauer nie "lernen" musste, wie man mit einem Pferd umgeht, und sinngemäß weiter: "Aber wo findet man in unserer Gesellschaft noch heutzutage derart geradlinige, schlichte, ehrliche Menschen mit einer unverlogenen Lebenspraxis, dass sie ganz natürlich und von selbst mit ihrer Persönlichkeit ein Pferd beeindrucken können?"
Das geht doch genau in die Richtung. Ich glaube, man muss tatsächlich solche Fähigkeiten wie Konsequenz, Zuverlässigkeit, Fairness und Gerechtigkeitssinn, Humor, Durchsetzungsstärke, Geradlinikeit, Fröhlichkeit in sich selbst - auch im Alltag, eigentlich grundsätzlich - mitbringen oder immer mehr entwickeln, um gut mit Pferden umgehen zu können. Das kann man doch nicht im Stall praktizieren und dann zu Hause ablegen im Umgang mit Menschen! Kann ich mir nicht vorstellen.
Ich war z.B. schon früher geradlinig, aber inzwischen bin ich es noch viel mehr; gleichzeitig beherrsche ich meine Emotionen etwas mehr, und ich kann Aggression etwas gezielter und emotionsloser einsetzen, wenn ich Menschen gegenüber etwas durchsetzen will und kann viel schneller von Aggression wieder auf normal umschalten, wenn wieder Friede ist, oder wenn der andere nachgibt. Früher war ich viel nachtragender. Und ich bemühe mich, klarer zu wissen, was ich will und das auch klarer zu sagen, zumindest, wenn ich danach gefragt werde. Man macht sich damit übrigens nicht immer beliebt
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Interessantes Thema.
			
			
									
						
							Das geht doch genau in die Richtung. Ich glaube, man muss tatsächlich solche Fähigkeiten wie Konsequenz, Zuverlässigkeit, Fairness und Gerechtigkeitssinn, Humor, Durchsetzungsstärke, Geradlinikeit, Fröhlichkeit in sich selbst - auch im Alltag, eigentlich grundsätzlich - mitbringen oder immer mehr entwickeln, um gut mit Pferden umgehen zu können. Das kann man doch nicht im Stall praktizieren und dann zu Hause ablegen im Umgang mit Menschen! Kann ich mir nicht vorstellen.
Ich war z.B. schon früher geradlinig, aber inzwischen bin ich es noch viel mehr; gleichzeitig beherrsche ich meine Emotionen etwas mehr, und ich kann Aggression etwas gezielter und emotionsloser einsetzen, wenn ich Menschen gegenüber etwas durchsetzen will und kann viel schneller von Aggression wieder auf normal umschalten, wenn wieder Friede ist, oder wenn der andere nachgibt. Früher war ich viel nachtragender. Und ich bemühe mich, klarer zu wissen, was ich will und das auch klarer zu sagen, zumindest, wenn ich danach gefragt werde. Man macht sich damit übrigens nicht immer beliebt
Interessantes Thema.
Liebe Grüße Birgit
			
						- Alkasar
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Dieses Thema finde ich auch sehr spannend. Ich bin auch der Ansicht, dass der Umgang mit dem Pferd (und auch der mit anderen Reitern) ungemein schult, auch für das Leben ausserhalb des Stalls.
Auch was Jen bezüglich des Stalls sagt, kann ich gut nachempfinden. Ich habe Pferde auch in einem Stall untergebracht, der null schick ist, wo wir ordentlich mit anpacken müssen, nur eine kleine alte Halle haben (trotzdem Luxus) etc. Dafür gibt es aber garantiert keine Schlaufzügel, keine unbeherrschten Reiten und kein malträtierten Pferde.
Total spannend und erhellend finde ich, wie anders Pferde auf einen reagieren, wenn man seine Einstellung zu ihnen ändert. Also z.B. lachen oder zumindest milde Lächeln anstatt ärgern etc.
Wenn man es zuläßt, können Pferde einen persönlich enorm weiterbringen.
			
			
									
						
							Auch was Jen bezüglich des Stalls sagt, kann ich gut nachempfinden. Ich habe Pferde auch in einem Stall untergebracht, der null schick ist, wo wir ordentlich mit anpacken müssen, nur eine kleine alte Halle haben (trotzdem Luxus) etc. Dafür gibt es aber garantiert keine Schlaufzügel, keine unbeherrschten Reiten und kein malträtierten Pferde.
Total spannend und erhellend finde ich, wie anders Pferde auf einen reagieren, wenn man seine Einstellung zu ihnen ändert. Also z.B. lachen oder zumindest milde Lächeln anstatt ärgern etc.
Wenn man es zuläßt, können Pferde einen persönlich enorm weiterbringen.
„Wer nur zu seiner Freude reitet, aus Freude am Leben, aus Freude an Flur und Wald, aus Freude am Pferd, der ist ein König und ein Weiser.“ (aus: Vollendete Reitkunst, Udo Bürger, 1959)
			
						- 
				gimlinchen
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Ich kann eigentlich bei allen von Euch nur unterschreiben.
Das wichtigste für mich beim Reiten ist Selbstkritik (davon habe ich im Übermaß) und Beherrschung (manchmal hapert's damit, aber ich arbeite an mir
 ). 
Manchmal verspüre ich für nur wenige Tritte das, wonach ich so lange gesucht hat, und ich weiß instinktiv, dass das, was ich eben gemeinsam mit dem Pferd gemacht habe, richtig gut war. Manchmal spüre ich, was mein Pferd macht, und ich verstehe plötzlich einen Satz, den ich vor Jahren in einem Buch gelesen habe. Dann stellt sich bei mir ein Glücksgefühl ein, weil ich weiß, dass es das ist, wonach ich so lange gesucht habe. Und ich arbeite um so härter dafür, dieses Traumgefühl wiederzuholen.
Reiten ist Fühlen und Konzentration auf das Fühlen. Manchmal passt alles zusammen, dann habe ich wirklich das Gefühl, dass wir miteinander förmlich verschmelzen. Es gibt aber auch die vielen unharmonischen Augenblicke, in denen nichts funktioniert und wir uns ständig falsch verstehen.
Irgendwer hat mal (so sinngemäß) gesagt, dass nur die Liebe das Handwerk zur Kunst adelt. Das finde ich sehr schön und sehr wahr.
			
			
									
						
										
						Das wichtigste für mich beim Reiten ist Selbstkritik (davon habe ich im Übermaß) und Beherrschung (manchmal hapert's damit, aber ich arbeite an mir
Manchmal verspüre ich für nur wenige Tritte das, wonach ich so lange gesucht hat, und ich weiß instinktiv, dass das, was ich eben gemeinsam mit dem Pferd gemacht habe, richtig gut war. Manchmal spüre ich, was mein Pferd macht, und ich verstehe plötzlich einen Satz, den ich vor Jahren in einem Buch gelesen habe. Dann stellt sich bei mir ein Glücksgefühl ein, weil ich weiß, dass es das ist, wonach ich so lange gesucht habe. Und ich arbeite um so härter dafür, dieses Traumgefühl wiederzuholen.
Reiten ist Fühlen und Konzentration auf das Fühlen. Manchmal passt alles zusammen, dann habe ich wirklich das Gefühl, dass wir miteinander förmlich verschmelzen. Es gibt aber auch die vielen unharmonischen Augenblicke, in denen nichts funktioniert und wir uns ständig falsch verstehen.
Irgendwer hat mal (so sinngemäß) gesagt, dass nur die Liebe das Handwerk zur Kunst adelt. Das finde ich sehr schön und sehr wahr.
- Alix_ludivine
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Also ich habe durch das Reiten gelernt besser mit Kritik umzugehen und auch selbstkritischer zu sein. Kann aber auch sein, dass ich schlicht und ergreifend auch älter geworden bin  
 
Und was mich an Pferden fasziniert, sie können bedingungslos verzeihen. Ich habe ja nun meinen alten Herrn Traki lange genug aus Unwissenheit getriezt und für meine Fehler gestraft und der Bub hat sich nochmal komplett auf mich eingelassen, als ich dann jemanden hatte, mit dem ich es richtig machen konnte. Der Wahnsinn. Suche mal so ein Verhalten bei den Zweibeinern - gibt es nicht.
LG Alix
			
			
									
						
							Und was mich an Pferden fasziniert, sie können bedingungslos verzeihen. Ich habe ja nun meinen alten Herrn Traki lange genug aus Unwissenheit getriezt und für meine Fehler gestraft und der Bub hat sich nochmal komplett auf mich eingelassen, als ich dann jemanden hatte, mit dem ich es richtig machen konnte. Der Wahnsinn. Suche mal so ein Verhalten bei den Zweibeinern - gibt es nicht.
LG Alix
"Erst gehen lernen, dann dressieren" (Udo Bürger)
			
						- Alkasar
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Das hast Du schön ausgedrückt, ging mir mit meinem Hafi ähnlich.Alix_ludivine hat geschrieben:Ich habe ja nun meinen alten Herrn Traki lange genug aus Unwissenheit getriezt und für meine Fehler gestraft und der Bub hat sich nochmal komplett auf mich eingelassen, als ich dann jemanden hatte, mit dem ich es richtig machen konnte. Der Wahnsinn. Suche mal so ein Verhalten bei den Zweibeinern - gibt es nicht.
„Wer nur zu seiner Freude reitet, aus Freude am Leben, aus Freude an Flur und Wald, aus Freude am Pferd, der ist ein König und ein Weiser.“ (aus: Vollendete Reitkunst, Udo Bürger, 1959)
			
						Die letzten Posts hier sprechen mir auch aus dem Herzen. Trotzdem muss ich sagen, dass im Gegensatz zu den Pferden die Menschen in den meisten Ställen nicht sehr fair und nett miteinander umgehen und ich hab noch nicht ganz herausgefunden warum. Ich hab bevor ich mir ein Pferd gekauft habe vieles gemacht, unter anderem getanzt, Theater gespielt, Fechten, Aikido usw. Überall waren mehr oder wenige sympatische Menschen, aber im Großen und Ganzen hatte ich ne Menge Spass und wir sind oft noch auf ein Bierchen gegangen nach dem Training. Reitbeteiligungen hatte ich auch immer mal wieder, aber nie lange, weil es da leider nie richtig gepasst hat. Damals ist mir schon die seltsame Atmosphäre in den Ställen aufgefallen, so bisschen sektenmäßig. Damals dachte ich es wäre anders wenn ich nicht RB wäre sondern ein eigenes Pferd hätte. Nun hab ich eins, ist aber genauso. Nun dachte ich immer das wäre nur mein Eindruck, aber er wird mir auch von Außenstehenden bestätigt, die mal mitgekommen sind. In Reitställen herrscht ein seltsames Klima unter den Reitern. Schwer zu beschreiben, aber alles andere als das, was wir so an den Pferden schätzen. Find ich sehr schade.
			
			
									
						
										
						@fujai: vielleicht liegt das daran, dass Reiter gerne auf anderen Reitern herumhacken? Weil sie nicht akzeptieren können, dass jemand anderes eben anders ist und manches anders macht? Weil Neid und Klüngelei eine Rolle spielt? Weil Lästern einfach klasse ist? Weil viele sich am Misserfolg anderer freuen, weil sie sich selbst dann nicht mehr so minderwertig fühlen? Weil keiner heute mehr dem andern einfach gönnen kann, wenn etwas gut gelingt?
Ich jedenfalls versuche, mich möglichst aus "kritischen Dialogen" herauszuhalten, meinen Mund zu halten und einfach nur so mein Ding zu machen. Natürlich halte ich auch gerne ein nettes Schwätzchen, und ich nehme auch gerne an Grillfesten usw. teil. Insgesamt also ein Zustand, mit dem ich mich sehr wohl fühle. Warum im Zickenkrieg oder bei missglücken missionarischen Versuchen zermürben? Das habe ich alles hinter mir, und gebracht hat es gar nichts, außer kaputten Nerven und gestressten Pferden.
Das alles macht mir den Kopf frei für das, was mir wirklich wichtig ist: meine Pferde und das Reiten.
			
			
									
						
										
						Ich jedenfalls versuche, mich möglichst aus "kritischen Dialogen" herauszuhalten, meinen Mund zu halten und einfach nur so mein Ding zu machen. Natürlich halte ich auch gerne ein nettes Schwätzchen, und ich nehme auch gerne an Grillfesten usw. teil. Insgesamt also ein Zustand, mit dem ich mich sehr wohl fühle. Warum im Zickenkrieg oder bei missglücken missionarischen Versuchen zermürben? Das habe ich alles hinter mir, und gebracht hat es gar nichts, außer kaputten Nerven und gestressten Pferden.
Das alles macht mir den Kopf frei für das, was mir wirklich wichtig ist: meine Pferde und das Reiten.

