Steffen hat geschrieben:Das Ziel ist - zumindest bei denen, die sich bisher an diesem Thema beteiligen - grundsätzlich gleich. ALLE wollen ein Pferd, das sich unter dem Reiter im Gleichgewicht und in Selbsthaltung befindet. Alle wollen mit möglichst wenig sichtbaren Hilfen das Pferd möglichst selbständig und freudig arbeiten lassen. ALLE wollen, dass Pferd und Reiter Spaß haben und dass das Ganze den großen Vorbildern, die jeder im Kopf hat, möglichst nahe kommt.
Diese Verallgemeinerung möchte ich nicht teilen und nehme mich zumindest davon aus. Für mich steht das Tier mit seinen Bedürfnissen im Vordergrund. Insofern möchte ich es ihm so angenehm wie möglich machen und es unterstützen in dem was es mir von sich aus anbietet.
Genau darum tue ich mich ja so schwer damit ihn in eine bestimmte Form zu pressen (siehe Ausbinder). Am liebsten würde ich ihm den Weg zeigen, den Jen beschrieben hat, wenn ich nur genau wüsste wie, damit er Entspannung im Rücken erfährt und diesen eben nicht mehr wegdrückt, was ja unangenehm für ihn ist.
Es ist mir auch egal, welche Anlehnung dazu von irgendwelchen Vorbildern empfolen wird. Ich werde nur das tun, wo ich das Gefühl habe, dass es von meinem Pferd auch angenommen wird. Sobald es sich dagegen auflehnt oder nur noch widerwillig mitarbeitet, werde ich das auch nicht länger von ihm verlangen.
Ich geh da ganz konform mit der Ansicht von Stromboli. Weder die Pferde noch die Menschen sind alle gleich. Daher gilt es die jeweiligen Neigungen und Stärken zu finden und sie zu fördern und nicht jedem individuum eine Schablone überstülpen, damit das erklärte Ziel erreicht wird.
Mein Ziel ist eine vertrauensvolle Partnerschaft bei der sich beide wohlfühlen und Freude an dem gemeinsamen tun haben. Wenn es meinem Pferd also nicht gefällt, dass ich auf ihm reite, dann werde ich es auch nicht tun, um dies mal ganz deutlich zu sagen. Bislang ist er mit mir auch noch nicht gegangen (er bleibt stehen, wenn ich aufgesessen bin) und ich werde ihn auch nicht dazu zwingen.
Vom Boden aus können wir fast alles zusammen machen und er hat Spaß bei der Arbeit. Und er trägt auch gerne Kinder, wenn ich ihn führe. Insofern hat er noch ein Problem damit, seinen Balance unter mir zu finden, wenn ich ihn mit fast 100 kg im Kreuz belaste, was ich gut verstehen kann.
Sicher könnte ich ihn zusammenschnallen und gewaltsam vorwärtstreiben, damit er sich überwindet und lernt mich zu tragen. Doch damit wäre ich kein Stück besser als die FN-Trainer aus meiner "traumatischen" Vergangenheit, die immer ihre Ziele erreicht haben. Die Leidtragenden waren aus meiner Sicht dabei immer die Pferde.
Sie wurden zweijährig (als "Kleinkinder") schon an die Arbeit herangeführt und dreijährig angeritten. Dazu wurden sie täglich gesattelt, aufgetrenst und ausgebunden longiert. Ich habe mit ansehen müssen, wie sie regelrecht gezwungen wurden unter diesen Umständen ihr Gleichgewicht zu finden. Entsprechende Stürze waren an der Tagesordnung. Dieses Drama nahm dann seinen Lauf unter dem Sattel, solange bis das jeweilige Ziel des Trainers erreicht war und entsprechende Preise auf Turnieren dies dann auch bestätigten.
Wie es dem Pferd dabei ging, ... danach wurde nicht gefragt. Nicht selten hat es versucht seine Peiniger abzubuckeln etc. und wurde dafür bestraft. Schlussendlich hat es sich den Wünschen der Menschen unterworfen und solange Arbeit geleistet, bis es auf die Weide wieder entlassen wurde.
Was für ein armseliges Pferdeleben muss das sein!
Davon möchte ich mich ganz klar distanzieren.
Gruß
Manfred