Zur Diskussion gestellte Ritte die gefallen

Rund um die klassische Reitkunst

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Gast

Beitrag von Gast »

Phanja hat geschrieben: Wenn er ans Gebiss ziehen würde, könnte der Reiter die Nase weiter nach vorne lassen :wink:
Aber nur so weit, wie das von der Anatomie des Pferdes zugelassen wird.
Läßt der Reiter die Zügel länger, werden die nur durchhängen.
Und zwar ohne daß sich an dem gezeigten Rahmen etwas ändern wird!

Und bitte:
Das Nackenband alleine gibt keine Auskunft darüber, in welcher Form sich ein Pferd nach vorwärts- abwärts dehnen kann.
Die Funktion desselben ist bei allen Pferden gleich. Das ist wohl unumstritten.
Wie aber das äußere Erscheinungsbild ausfällt, dafür ist das Nackenband allein nicht verantwortlich.

Die spielen noch eine Menge anderer Faktoren eine Rolle.
Und diese sind nicht nur auf das Exterieur beschränkt.
Da kommt auch noch das Interieur zum tragen.
DAS aber ist eine ganz andere Problematik.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Kiruna Karmina hat geschrieben: Für ein junges VS Pferd am ersten Prüfungstag mutet mir das gar nicht grottig an.
Nur der Vollständigkeit halber: Die Stute Pretty Darling ist 2000 geboren – mithin ist sie 12. Auch das ist also beileibe keine Entschuldigung für diese furchtbare Vorstellung.
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Blumee82
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Beitrag von Blumee82 »

Cubano hat geschrieben:
Finchen hat geschrieben:

Wieso neigt man offenbar so schnell dazu ein wenig gutes Beispiel und die geäußerte Kritik mit einem überzogenen Gegenbeispiel vom Tisch wischen zu wollen?

Das ist kein überzogenes Gegenbeispiel, Finchen. Das ist eine hoch erfolgreiche VS-Stute mit Platzierung auf dem BuCha. Genau deshalb habe ich dieses Pferd nämlich eingestellt – das hat durchaus Qualität. Hier zeigt sich aber, wie wenig tragfähig die alleinige Forderung nach Nase vor der Senkrechten ist. Denn: Das ganze Gereit stimmt vorn und hinten nicht. Und gegen den armen geplagten Hengst im Engländer-Video ist dieses Pferd bombenfest und undurchlässig ohne Ende…
Darüber hinaus: Normalerweise amüsiert mich Dein versuchter Kleinkrieg mit CT ja über die Maßen. Aber Du willst doch jetzt nicht allen Ernstes behaupten wollen, die Dehnungshaltung bei einem dickhalsigen, mit wenig Ganaschenfreiheit ausgestatteten Norweger (oder meinethalben auch Iberer) würde 1x1 so aussehen wie z.B. bei einem WB mit viel Ganaschenfreiheit, einem langen Hals und einem feinen Genick? Es ist nämlich absolut korrekt, wenn CT schreibt, dass die Dehnungshaltung vom Exterieur des Pferde bestimmt bin…
Natürlich wird die DH vom Exteriör bestimmt... aber nicht dahingehen dass die eine DH VOR der Senkrechten eingenommen wird und die andere DH HINTER der Senkrechten. Puh, manchmal echt schwierig. Wenn jemand anderer Meinung ist, immer her mit den Erklärungen.


@Claustim: mich würde doch immer noch interessieren, wieso der Engländer ANATOMISCH keine Dehnungshaltung einnehmen kann. Einfach nur zu schreibe, dass das die heutige Zucht bedingt reicht mir leider nicht aus.... ich würde es gerne nachvollziehen können.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Sage mal: Wo seht Ihr denn KEINE Dehnungshaltung auf dem Video???????? Die wird doch nicht allein von der Kopfposition bestimmt…
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Gast

Beitrag von Gast »

Wo habe ich bitte geschrieben, daß dieses Pferd keine Dehnungshaltung einnehmen könne?

Ich habe lediglich darauf verwiesen, daß das äußere Erscheinungsbild der Dehnungshaltung bei verschiedenen Pferden halt von der jeweiligen Anatomie abhängig ist!

Aber hier wird ja halt allgemein davon ausgegangen, daß eine "korrekte" Dehnungshaltung nur dann gezeigt wird, wenn die Nase vor die Senkrechte kommt.
DAS ist aber falsch!
Das ist allgemein nicht so!
Was auch in den Videos der beiden (eigentlich 3) Klimkes ganz eindrücklich bewiesen wird.
Auf beiden Videos wird ein korrektes "Aus der Hand Kauen" gezeigt.
Obwohl in allen Fällen der betreffende Reiter ein Dehnen vor die Senkrechte zulassen würde, erfolgt das nicht. Jedenfalls nicht im Trab.

Auf dem Video von Ingrid Klimke kommt das Pferd mit der Nase erst vor die Senkrechte, nachdem der Übergang in den Schritt erfolgt ist.
Da aber macht sich das Pferd nur lang.
Von vorwärts- abwärts ist da nichts mehr zu sehen.
Das ist nur noch vorwärts!
Sage mal: Wo seht Ihr denn KEINE Dehnungshaltung auf dem Video???????? Die wird doch nicht allein von der Kopfposition bestimmt…
Ach cubano, gib´s auf!
Es hat keinen Zweck!
padruga
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Beitrag von padruga »

Natürlich wird die DH vom Exteriör bestimmt... aber nicht dahingehen dass die eine DH VOR der Senkrechten eingenommen wird und die andere DH HINTER der Senkrechten. Puh, manchmal echt schwierig. Wenn jemand anderer Meinung ist, immer her mit den Erklärungen.
Ja, ich gehöre zu den wenigen, die diese Meinung tatsächlich (bei MANCHEN Pferden und für eine KURZE ZEIT) haben. Statt Erklärung ein Beispiel: Ich habe ein paar Pferde ausgebildet, und bei allen hat das mit der langen Dehnung nach vorne abwärts wunderbar geklappt und sie sind im Laufe der Ausbildung von allein dann in die Senkrechte gekommen und hatten schöne, lange Oberlinien. Und plötzlich bin ich an ein Pferd geraten, wo dieses System üüüberhaupt nicht mehr geklappt hat, nämlich weil der so eine wuchtige Vorderhand und einen schweren Hals bei mickriger Hinterhand hatte, dass jeder Zentimeter zu viel vor, runter oder lang ihn hoffnungslos aus dem Gleichgewicht (und Verspannung) brachten. Ich war erst schockiert und dachte "darf doch nicht sein", aber sein Weg war tatsächlich deutlich HINTER die Senkrechte zu kommen, dort leichten Zug an den Zügel zu entwickeln, so sein Nackenband zu spannen und den Rücken darüber hochzubringen. Dann erst und nur so konnte er seine Hinterhand freier bewegen, belasten und dort Muskeln aufbauen. Dann erst fing er an den Rücken ordentlich einzusetzen. Und dann erst kam er -von ganz alleine- auch vorne höher und vor die Senkrechte, indem er den gesamten Mähnenkamm im Ganzen anhob. Also von Anfang an nur von hinten her gearbeitet, bis er hinten besser das Gewicht aufnehmen konnte. Habe seine Kopfhaltung vorne völlig ignoriert, nur leicht den Zügel angeboten, das war auch alles. Und siehe da, so hats funktioniert! Wenn mich in der Anfangszeit jemand gesehen hätte, hätte er wohl faule Eier und Tomaten nach mir geschmissen, hilfe ein Rollkurler!! ich bin seither sehr still geworden mit meinen Beurteilungen anderer Pferde und ihrer Kopfhaltung. Ich betrachte eigentlich nur noch die Zügelführung der Reiter, nämlich ob sie das Pferd auf seinem Weg unterstützt oder hemmt. Und manchmal wird dem Pferd durch das ewige panische Hochholen des Kopfes in gerade religionsartig betriebener "vorderSenkrechten-Frömmigkeit" eher Steine in den Weg gelegt als ihm geholfen.
Das kontraproduktive hinter den Zügel verkriechen (um der Lastaufnahme hinten zu entgehen) ist eine Sache, die vom Reiter produzierte Rollkur ist eine andere Sache, aber daneben gibt es noch etliche andere Ursachen bzw. Gründen warum es durchaus sinnvoll sein kann, ein Pferd mal eine Zeitlang hinter der Senkrechten zu lassen.
Lou mit Lucy
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Beitrag von Lou mit Lucy »

Jetzt muss ich doch was zum Engländer-Video schreiben, obwohl ich es eigentlich nicht wollte :wink:

Ja, es sieht ganz nett aus, das Pferd läuft rund und elastisch. Trotzdem, sorry, wird das Pferd in diese Haltung geritten. Ich sehe immer wieder, wie es sich heraushebt oder dagegengeht und der Reiter *schwupps* den Kopf wieder runterzieht. Bleibt das Pferd da, ist der Reiter nett. Aber so wünsche ich mir doch keine Anlehnung?
Ich habe kein Problem mit leichtem HdS, wenn der Rest stimmt. Dieses Pferd hier ist aber ziemlich massiv hdS, und obwohl dank der guten Gene vom Rest immer noch ziemlich viel stimmt, finde ich es nicht schön, nicht erstrebenswert und halte es für nicht korrekt. Weil das Pferd vorne runter geritten wird statt insgesamt in Dehnung.

Nö, eine korrekte Dehnungshaltung wird natürlich nicht nur vom Kopf bestimmt. HH und Rücken find ich hier aber ganz gut, nur stört mich der Kopf enorm. Und -nochmal sorry-, ich halte es für Quatsch, dass das Pferd das anatomisch nicht anders können soll. Wenn der Reiter jetzt die Hand vorgibt wird entweder der Zügel durchhängen oder das Pferd nach unten abtauchen, ja. Hat aber nur bedingt was mit dem Exterieur des Pferdes zu tun, sondern vielmehr mit der Reiterei. Wäre das Pferd so ausgebildet worden, dass es jederzeit weich nach Öffnung des Genickes und Längung des Halses nach vorn streben würde (was einen echten Spannungsbogen bedeutet), würde es in einer schönen Dehnungshaltung mit der Nase Pi mal Daumen an der Senkrechten sein und wunderschön aussehen.

DAS heißt (für mich) Dehnungshaltung. Das Pferd dehnt Hals und Nase nach vorne, balanciert sich aber weiter über die HH und dehnt so auch den Rücken. Diese Dehnung begrenzt eine weiche, fühlende Hand, die so den entsprechenden Rahmen vorgibt und ganz fein sekündlich die Tiefe der Dehnung im Halsbereich auf die Möglichkeiten des Pferdes abstimmt, sich trotzdem noch selbst zu tragen.
Und das ist vom Aussehen nicht mal so exterieurabhängig. Auch ein Ottfried-Fischer-Hals-Norwegerpummel ist da annähernd an der Senkrechten, weil er den Hals dehnt. Und das fehlt mir auf dem Video massiv. Das Pferd ist rund (gemacht). Aber es strebt nicht selbst in die Dehnung nach vorne. Und damit ist auch der Spannungsbogen nicht so, wie ich ihn mir wünsche.

LG, Lou
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Man muß doch differenzieren zwischen passiver und aktiver Dehnungshaltung. Die passive ( nur über das Nackenband) kann in ganz seltenen Ausnahmefälle tatsächlich erfordern, daß ein Pferd die Nase nicht nach vorne nimmt, wenn es den hals absenkt. Dieses kann erforderlich sein, wenn die Auffächerung des >Wiederristes die Priorität über alle anderen Gesichtspunkte des Reitens haben muß - z.B. bei Pferden mit BWS-Spondylose, oder Kissingspines im Bereich des Wiederristes oder bis 15 BW.
Aber...
Die musklär erreichbare Auffächerung des Wiederristes, sowie der getragene Rumpf - Grundlagen für Schwungentwicklung und Tragkraft - sollte bei einem Pferd, welches in solchem Gangmaß vorgestellt wird, bereits erarbeitet sein. Ein solches Pferd durch eine ganze Trainingseinheit so eng einzustellen ist für mich absolut inakzeptabel.
No go!
Gruß S&P
horido
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Beitrag von horido »

Ich habe lange überlegt, ob ich zu dem Thema etwas schreiben soll. Es ist unheimlich schwer in Worte zu fassen, was man wirklich denkt und fühlt.

Also grundsätzlich bin ich schon der Meinung, dass es Pferde gibt -vor allem am Beginn der Ausbildung, und auch beim Beginn der Aufwärmphase- , die dazu neigen, sich einzurollen. Es ist auch richtig, dass diese Pferde in der heutigen Zeit bei den Warmblütern wohl überwiegen. Bei solch einem Pferd akzeptiere ich das aufgerollte Laufen (und als aufgerolltes Laufen würde ich auch das Pferd aus dem englischen Video bezeichnen) auch zunächst und nehme die Zügel auch entsprechend an. Allerdings hat es schon jemand anderes geschrieben und dies missfällt mir ebenfalls: In dem Video wird das aufgerollte Laufen als Ziel der Übung und als Optimum dargestellt. Ich möchte dieses Aufrollen auch nicht mit Rollkur vergleichen und denke auch nicht, dass diese Haltung gesundheitsschädlich für das Pferd ist, aber als Ziel einer Dressurausbildung oder korrektes Reiten würde ich es nicht darstellen wollen.

Wenn ich nun ein Pferd reite, was sich so einrollt, halte ich zwar weich gegen, versuche aber immer wieder das Pferd durch Zügel aus der Hand kauen lassen dazu zu bewegen, sein Genick zu öffnen. In der Regel ist es so, dass das Pferd am Anfang auch dabei das Genick nicht öffnet, allerdings beginnt es relativ schnell, sich bei zart angenommenen Zügel immer weniger einzurollen. Bei neuen Lektionen wird sich das Pferd dann in der Regel wieder einrollen, aber bei ständiger Korrektur wird auch das immer weniger, bis man eines Tages vielleicht nur noch damit zu kämpfen hat, wenn das Pferd einen schlechten Tag hat.

Das so ein Pferd nicht mit offenem Genick laufen kann ist aber wirklich totaler Quatsch. Sorry. Es tut sich vielleicht schwer damit, aber es ist anatomisch machbar und dafür gibt es ja sogar lebende Beispiele.

Fazit: Ich denke, dass das aufgerollt laufen lassen ein Weg für ein Pferd sein kann, aber keineswegs als Ziel dargestellt werden sollte. (hoffentlich ist das einigermaßen verständlich).

PS: In dem Video gehe ich aber eigentlich wie die meisten Anderen von einem absichtlich mit der Hand aufgerollen Pferd aus, daher hatte ich auch das Klimke Video verlinkt, wo ja gesagt wird, zu welchen Problemen das dann führt.
Zuletzt geändert von horido am Fr, 02. Nov 2012 15:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Janina
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Beitrag von Janina »

Also, ich hätte jetzt ungefähr zehn Beiträge, die ich gerne zitieren würde, aber dann sitze ich wahrscheinlich ewig und schreibe. Deshalb versuche ich es allgemeiner:

Andrea, die einzige, die immer wieder von vdS als einizigem "Qualitätskriterium" schreibt, bist eigentlich du. :wink:
Allerdings wird m. M. n. umgedreht ein Schuh draus: vdS ist nicht immer automatisch richtig, aber hdS ist immer automatisch falsch!
DAS ist der wesentliche Punkt, in dem wir uns hier anscheinend nicht einig sind.
Ich versuche das mit anatomischen Argumenten zu untermauern, weil das meiner Meinung nach etwas ist, das man nicht "umdiskutieren" kann. Vorausgesetzt natürlich, ich habe eine Grundahnung von Anatomie, vor allem der funktionellen Anatomie. Und da bin ich mittlerweile nicht mehr so sicher, ob das bei jedem, der ein paar Muskeln benennen kann, wirklich gegeben ist.
Wenn CT behauptet, eine Dehnungshaltung so wie ich sie mir vorstelle, sei nicht möglich (oder sähe eben so aus wie auf dem Video), weil die Anatomie eines modernen Pferdes dies nicht anders zulasse, so ist das einfach eine Aussage. Die Begründung fehlt mir aber.
Selbstverständlich sieht die Dehnungshaltung in Bezug auf Höhe und Rundung des Halses (damit auch bzgl. der Nasenlinie) bei jedem Pferd je nach Exterieur anders aus.
Und wie ich schon betonte: DER wesentliche Punkt an der Dehnungshaltung ist die Halsdehnung, die Längung desselbigen.
Weshalb übrigens das Beispielvideo von Medusa in diesem Kontext absolut "am Thema vorbei" (sorry, nicht böse gemeint) ist, weil es ein Pferd zeigt, dass seine Oberhalslinie kaum kürzer machen könnte. Deshalb wie ich schon sagte: HAUPTPUNKT ist die Dehnung der Oberhalslinie (vlt. schreibe ich es noch mal, also wenn die Wiederholung hier schon jemanden nervt... :P ).
Jetzt gibt´s zwei Möglichkeiten, wenn ich den Hals gedehnt habe:
1. Das Pferd "zieht" ans Gebiss (ich mag diesen Ausdruck immer noch nicht, verwende ihn jetzt aber trotzdem, weil er allgemein gebräuchlich ist und zumindest unter uns wohl entsprechend verstanden wird). Woraus folgt, dass der Reiter dem Pferd den Rahmen auch nach vorne vorgeben kann. Genau das kann der Reiter auf dem "Englandvideo" aber nicht, weshalb ich explizit noch mal auf das SH-Video verwies, da ich, wie geschrieben, ihm diese Haltung in der Aufwärmphase in Anbetracht der Gefälligkeit der Arbeit und der Qualität des Pferdes auch gar nicht zwangsläufig "angelastet" hätte.
Jedenfalls ergibt sich die Nasenlinie, wenn das Pferd entspannt, loslässt. Selbstverständlich bei einem Pferd mit mehr Ganaschenfreiheit näher an der Senkrechten als bei einem Norweger (jetzt mal als Klischéebeispiel).
2. Möglichkeit ist nun, dass das Pferd hdS kommt. Wenn da nun ein grundsätzlich ganz guter Reiter draufsitzt, der das Pferd nicht aktiv dorthin zieht, sondern das Pferd eben von sich aus abkippt (siehe Hälse moderner Pferde), dann kann der Reiter durch entsprechend verkürztes Zügelmaß durchaus noch einen scheinbar schönen Kontakt beibehalten. Deshalb ist das aber noch keine korrekte Anlehnung, denn: Sie ist durch Rückwärtswirken des Reiters (in dem Fall nicht durch Ziehen, sondern Verkürzen der Zügel) hergestellt. Man könnte jetzt sagen, das ist ja nun kein Drama, so lange da nicht rumgezerrt wird. Stimmt so weit auch. Problematisch sind zwei Dinge: Damit das Pferd hdS kommen kann, muss es Muskeln kontrahieren, denn wie schön frei die Ganaschen auch sein mögen, sie erleichtern diese Haltung nur, bedingen sie aber nicht.
Und jetzt darf jeder mal einen Tipp abgeben (obwohl eigentlich ist es ja hinreichend bekannt 8) ), welche Muskeln in dieser Haltung bearbeitet werden...
Dann hat man sich auch die Frage beantwortet, ob hdS eine zu akzeptierende Haltung ist oder nicht.
Die zweite Problematik ergibt sich aus der Lage der Ohrspeicheldrüse. Auch das ein Organ, das bei jedem Pferd an derselben Stelle vorhanden ist und das umso mehr komprimiert wird, je mehr das Pferd an die Senkrechte kommt. Kommt es dahinter, entspricht der vorhandene Platz nicht mehr den physiologischen Verhältnissen, was zu Gewebsirritationen führt (bis hin zu Gewebsdegeneration oder akuten Entzündungszuständen). Und letztere sind besonders fies, ich weiß nicht, wer von euch das schon mal hatte. Die Drüse ist jedenfalls von einer festen Bindegewebskapsel umgeben. Entzündet sie sich und es kommt zur Gewebsausdehnung, dann steigt der intrakapsuläre Druck, weil genau diese Kapsel nicht nachgibt und das sind höllische Schmerzen (kann man sich vlt. mit einem Schlag gegen das Schienbein vorstellen, der deshalb so schmerzhaft ist, weil sich das Periost auch praktisch nicht dehnen lässt).

So, und damit nicht wieder auf die bösen Theoretiker geschimpft wird, auch zur Praxis gerne noch etwas: Genau dieses "von alleine eng machen", macht unser Lusoyoungster auch. Es wäre für mich also sehr angenehm zu sagen: "Ja mei, der ist halt jung und so lange er sich im Rücken nicht festmacht oder nach hinten rausschaufelt, ist doch alles gut." Aber genau das ist etwas, über das ich nicht "hinwegreite" :( . Ich breche jetzt auch nicht in Tränen aus, wenn er zu eng kommt, aber je nach Ursache wird da sofort dran gearbeitet, denn für mich ist eins ganz sicher: Je geringer das natürliche Potenzial, desto klarer auch die Ursache für das Ausweichen. Ein Pferd wie in dem Englandvideo kann da viel kaschieren, auch bis in hohe Ausbildungsstufen hinein. Spätestens in Lektionen wie der Piaffe wird dann aber deutlich, wo die Probleme liegen (und dann könnte man wieder ziemlich am Anfang der Ausbildung beginnen)...
Beim Iberer wirst du vermutlich schon früher Probleme bekommen, Stichwort Rahmenerweiterung in den Verstärkungen (nur als ein Beispiel), die machen dann nämlich gerne genau das, was der Friese auf dem Video macht.
Und last but not least: Ich denke @Theorie: Wenn man in einem Alter anfängt, in dem man überhaupt nicht in der Lage ist, die theoretischen Hintergründe zu verstehen, kann man sehr viel rein über das Fühlen und Abschauen bei anderen lernen.
Ab einem gewissen Alter ging es mir zumindest so, dass ich alles Mögliche gelesen habe. Irgendwann kam dann, manchmal ein paar Jahre später, das "Aha-Erlebnis" und man wusste auf einmal, wie ein Autor eine bestimmte Sache gemeint haben musste. Viele Standardwerke lese ich auch immer mal wieder ausschnittweise. Ich finde, nur wenn das parallel läuft, bringt es einem wirklich was. Nur auf schönen Worten kann man nicht reiten, aber ohne zu wissen, auf was man achten muss, fühlt man viele Sachen vlt. auch erst später als es eigentlich nötig wäre.

So, und zum Abschluss gibt´s noch einen virtuellen Pokal für alle, die bis zu Ende gelesen haben :P

edit: @Padruga: Dazu kann ich jetzt tatsächlich nur theoretisch etwas schreiben, da ich diese Erfahrung nicht habe, aber: Hätte man bei so einem speziellen Pferd nicht die HH entsprechend vom Boden aufbauen können, bevor man sich da drauf setzt und eine "Kontrahaltung" akzeptiert? Wäre zumindest mein Ansatz gewesen. Das Pferd am Boden so weit vorbereiten, dass es in der Lage ist, die Haltung einzunehmen und zumindest kurzzeitig zu halten, die es mich entsprchend tragen lässt.
Aber okay, du sagst, das Ausbildungsziel mit der Nase an der Senkrechten hast du so auch erreicht. Genau das war aber mein Kritikpunkt an dem Englandvideo: ER bekommt ihn da scheinbar nicht hin.
Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

@Cubano, zum Thema Alter:
Ah, ok. Ich hatte vom angegebenen BuCha auf das aktuelle Alter geschlossen.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Janina hat geschrieben:
Andrea, die einzige, die immer wieder von vdS als einizigem "Qualitätskriterium" schreibt, bist eigentlich du. :wink:
Dann schau doch bitte mal den Verlauf der bisherigen Debatte auf Begriffe wie "Rücken" und "HH" an. Vielleicht kommst Du dann darauf, warum ich mich dieses Eindrucks nicht erwehren kann (einige Postings außen vor) :wink:
Ansonsten unterschreibe ich aus eigener Erfahrung bei Padruga…
Und abschließend: So leid es mir tut, aber wenn ein Video wie mit der BuCha-Stute als "nicht grottig" oder gar akzeptabel durchgeht, die nicht nur bombenfest und total zusammengeknallt geritten wird,sondern auch null über den Rücken läuft, auf der anderen Seite aber der Engländer-Hengst mit tätigem Rücken und aktiver HH als No Go bezeichnet wird, bleibe ich bei meinem Eindruck: Hier liegt der Focus ausschließlich auf dem 1. Drittel des Pferdes. Und nein: Im Fazit bedeutet das NICHT, dass ich HdS-Reiten für erstrebenswert halte.
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Paula

Beitrag von Paula »

claustim hat geschrieben:
Anmerkung an Paula:
Klar das M. Klimke zu beginn des Videos auf den Oberschenkeln sitzt!
Klar, daß er nicht richtig auf das Pferd einwirkt!
Aber genau das soll doch auch gezeigt werden.
Nämlich wie sich ein fehlerhafter Sitz auswirkt.
Wie es aussieht, wenn ein Pferd auf die Hand gezogen wird.
Das aber andert sich schlagartig im zweiten Teil dieses Videos.
Da nämlich nimmt der Reiter im Sattel platz.
Er hat sofort das Pferd am Bein
Das Pferd richtet sich auf und erreicht die Senkrechte.

Ein Ergebnis, was einzig und allein durch die Veränderung des Sitzes herbei geführt wird.
Dabei ist es ja gerade so interessant, daß hier das gleiche Pferd und deer gleiche Reiter zu sehen sind. Wenn man den Worten des Kommentators glauben schenken darf, sogar innerhalb der gleichen Übungseinheit.
Aber Claustim
ich meinte doch die Phase wo das richtige Reiten vorgestellt wurde
Michael wechselt durch die ganze Bahn
man sieht ihn von vorne zum Schluß des Trailers , man sieht dass er nicht zum Sitzen kommt, er trabt dann auch leicht, dankenswerter Weise
er läßt danach die Zügel ETWAS raus, viel zu wenig dass das Pferd sich wirklich an die Senkrechte dehnen kann.

ich mach euch dazu mal Filmaufnahmen dass ihr das studieren könnt nachvollziehen könnt wie und warum das so ist....

Richtig wäre ein Rauskauen lassen das verhindert dass das Pferd hinter dem Reiter kommt, das Pferd muss am Sitz sein und damit vor dem Reiter..auch beim Rauskauen lassen oder gerade da, so Stecken.
.
Stecken schreibt an der Senkrechten und er meint es so.
Maximal an der Senkrechten nicht dahinter...
vorallem auch in bezug auf die Heutige Zucht.
kann aber passieren, gerade bei Pferden mit weichen Genick ,emfindlichen Maul und wackligen Hälsen...
Und der Trailer von Stecken und Klimke ist kein Beispiel für irgendwas...man weiß nichts damit, dafür muss man schon den Film ansehen...
ich werde ihn mir bestellen
und dann berichten, ich kenne ich ihn nicht.
Zuletzt geändert von Paula am Fr, 02. Nov 2012 16:28, insgesamt 1-mal geändert.
Paula

Beitrag von Paula »

ich stell euch mal einen Film ein ,vom Rauskauen lassen bei so einem Typ der zum Einrollen neigt.
In allen Varianten....dauert noch muss ich erst machen lassen,mit einer Freundin zusammen.
Bis dahin klinke ich mich auch aus...da wir uns im Kreis drehen...

Das englische Pferd hat aus meiner Sicht ein unnatürlich langes Aushalten der Schwebephase in der Trabbewegung während des Lösens.Dies ist wiederum nur bei gespannten Pferden anzutreffen,sagen TA bzw Hippologen außerdem macht es es für meinem Geschmack zu viele Einbeinstützen im Trab. Rythmisch trabt es gleichmäßig im Takt
aber die natürliche Fußfolge der natürliche Gang ist nicht zuverlässig gegeben.Mein Gott wie würde dieses Pferd gehen würde man es klassisch arbeiten...*seufz*
Paula

Beitrag von Paula »

ohh, eins noch, ich bin ja nicht so firm was Heuschmann anbelangt
aber ich erinnere mich an das:
dass er sagte sobald das Pferd eng wird, also hds ist, das Nackenband lose ist. Der Rücken wird fest, das Nackenband ist nicht mehr gespannt.
Weiß es jemand genau was hier seine Auffassung ist?
ich schicke ihm eine Mail ,vielleicht bekomme ich eine Anwort was seine Auffassung zur heutigen Zucht und vorwärts-abwärts, bzw rückwärts-abwärts ist...
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