Praxisbeispiele unserer Jungpferdeausbildung

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

Benutzeravatar
Kosmonova
User
Beiträge: 3179
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 08:29
Wohnort: LE City/Sachsen

Beitrag von Kosmonova »

Wozu auch? Diese "Kaltstarts" entstehen ja durch angestauten Bewegungsdrang. Aus diesem Grund ist ein Boxenpferd auch definitiv mehr in Gefahr sich ernsthaft auf Koppel/Laufenlassen zu verletzen als ein artgerecht gehalteneres Pferd.

Deswegen ist das kein Argument gegen Offenstall oder Pro-Boxenhaltung (alla die bewegen sich ja eh nicht mehr). Sie KÖNNTEN es aber und allein das macht für die Pferde auch viel aus 8) Mein Pferd HASST Boxen, er leidet wie ein Hund, da er zeitlebens nur Offenstall kennt. Nicht das er da wie ein Vergaster rumrennt (würde mir auch eher Sorgen machen als Freude), aber er braucht den Raum, die Artgenossen, die Möglichkeit sich im Sand zu kullern, wenn er mag und mal hier mal da den Hof zu beobachten.
Es grüßt Nadine

*******************
so schwer wie die freiheit, so leicht ist der zaum der sie hält... (frei nach and one - krieger)
********************
Benutzeravatar
Cubano
User
Beiträge: 3727
Registriert: Di, 20. Mär 2007 19:34
Wohnort: Oldenburger Land

Beitrag von Cubano »

Phanja hat geschrieben: Mal ganz abgesehen davon, dass für mich nicht nur zählt, wieviel Kilometer das Pferd macht.
Doch im Zusammenhang mit der These von Esge finde ich das schon nicht ganz unerheblich – denn wenn sich die meisten Pferde heute eher krank stehen als krank arbeiten, besagt das ja nix anderes als: Sie bewegen sich eben nicht genug. Und das gilt für mich (wenngleich auch in deutlich geringerem Maße als bei Boxenpferden, das ist ja unstrittig) auch für Offenstallpferde. Dass dieses Konzept im Prinzip deutlich pferdegerechter ist als Boxenknast, ist ja vollkommen unstrittig. Aber im Kontext ging es ja tatsächlich "nur" um die Bewegung, nicht um psychische Komponenten.
Und um das klarzustellen: Keineswegs bin ich ein Gegner von Offenstallhaltung, warum auch. Allerdings bin ich auch nicht davon überzeugt, dass wirklich jedes Pferd mit dieser Haltungsform glücklich ist.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
Phanja

Beitrag von Phanja »

Na ja - wenn man sich überlegt, dass sich ein Pferd auch im kleinen Offenstall schonmal doppelt so viel bewegt, wie ein Boxenpferd, sehe ich da schon einen Zusammenhang. Die Frage ist, ob es unbedingt darum geht, ob das Pferd 2 km oder 4 km läuft. In der Box läuft es halt praktisch gar nicht. Wenn da 200 Meter zusammen kommen, ist das viel.

Und doch - ich glaube, dass es für JEDES Pferd eine vernünftige Lösung ohne Boxenknast geben kann. Genauso wie nicht jede Box gleich ist, ist eben auch nicht jeder Offenstall gleich. Die Kunst ist, für jedes Pferd eine Lösung zu finden, die für das Pferd akzeptabel ist. Und 12 Stunden pro Tag Paddockbox oder noch länger, sind da aus meiner Sicht nicht akzeptabel. Ich bin durchaus auch in solchen Ställen unterwegs und das wirklich zufrieden wirkende, gesunde Pferd ist dort leider die Ausnahme. Das fängt bei der Psyche / Ausgeglichenheit / Leistungsbereitschaft an und hört bei den Hufen auf.
Benutzeravatar
-Tanja-
User
Beiträge: 4129
Registriert: So, 21. Okt 2007 16:35
Wohnort: Pfinztal
Kontaktdaten:

Beitrag von -Tanja- »

Das "wie" der Bewegung finde ich bei Boxenpferden schon grenzwertig: steht das Pferd 12 Stunden täglich in der Box, dreht es doch wesentlich häufiger auf einem Bein, wie wenn es im Offenstall eben - wie in freier Natur auch - einen großen Kreis laufen würde.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
Benutzeravatar
Sascha
User
Beiträge: 210
Registriert: Di, 28. Aug 2012 01:10
Wohnort: Dithmarschen

Beitrag von Sascha »

Ich dachte, es geht hier in erster Linie um die These, dass sich Jungpferde selbst im Offenstall in der Regel nicht genug bewegen, um Sehnen, Knochen und Bänder zu stärken und man darum, wenn man nicht die Möglichkeit hat, sein Jungpferd auf die Ganzjahresweide zu schicken, lieber schon etwas eher beginnt, es zu arbeiten.

Ob man sein Reitpferd nu in Weidehaltung, Offenstallhaltung, Paddockbox oder 24 Std.-Knast hält, war doch gar nicht die Überlegung?

Ich würde meine Pferde liebendgerne auf Ganzjahresweide halten, aber das geben die Böden meiner Weiden hier nicht her. Selbst im Sommer stehen die leider nicht 24 Std. auf der Weide, weil die Weiden einfach zu "gut" sind. Also sind sie nachts draußen und dösen tagsüber im Offenstall. Im Winter sind sie dann nur im Offenstall und klar bewegen sie sich da weniger als ich es gerne hätte. Trotzdem bin ich froh, dass sie zumindest in ihrem recht großen Offenstall stehen und sich damit deutlich mehr bewegen als Pferde in Boxenhaltung. Bzw. ist es mir gerade bei den Arthrosekandidaten besonders wichtig, dass sie sich immer mal wieder ein Stück bewegen und nicht stundenlang auf einem Fleck nachts in der Box stehen und sich nur von 8-16 Uhr (also 1/3 des Tages) auf dem Paddock oder der Weide wirklich bewegen können.

Das hat aber alles nichts mit der Frage zu tun, ob ein Jungpferd in einer solchen Haltung seinen Bewegungs- und Atmungsapparat ausreichend aufbaut und kräftigt. Ich denke, da muss man einfach den Kompromiss finden. Zusätzliches Spazierengehen und Handpferdereiten, ab einem gewissen Alter ist sicherlich nicht so verkehrt, ebenso konnte ich beobachten, dass die Jungpferde wirklich sehr viel miteinander tobten und rannten, im Schnitt viel mehr als die erwachsenen Pferde und diesem Tobebedürfnis konnte die Größe des Auslaufs auch entsprechen.
Für mich käme es also nicht in Frage mein Jungpferd in eine typische Reitpferdehaltung (Box/Auslauf) umzustellen, damit ich es besser trainieren könnte (das käme für mich aber auch für kein älteres Pferd in Frage). Für mich stellt sich nur die Frage, ob das, was ich meinem Jungpferd an Haltung bieten kann, ausreichend stimuliert oder ob ich noch etwas dazu tun sollte.
"Wir wollen dafür Sorge tragen, dass wir das junge Pferd nicht verdrießen und ihm seine freundliche Anmut nicht verleiden. Denn diese gleicht dem Blütenduft, welcher niemals wiederkehrt, wenn er einmal verflogen ist."
Antoine De La Pluvinel
Motte
User
Beiträge: 1481
Registriert: Do, 12. Jul 2007 15:26
Wohnort: Schnuckenland

Beitrag von Motte »

Ich glaube, der Punkt ist doch einfach, dass auch ein toll ausgeklügelter Offenstall nicht per se dafür sorgt, dass Pferde kopfmässig ausgelastet sind.
:wink:
Benutzeravatar
Sascha
User
Beiträge: 210
Registriert: Di, 28. Aug 2012 01:10
Wohnort: Dithmarschen

Beitrag von Sascha »

Motte hat geschrieben:Ich glaube, der Punkt ist doch einfach, dass auch ein toll ausgeklügelter Offenstall nicht per se dafür sorgt, dass Pferde kopfmässig ausgelastet sind.
:wink:
Hehe, kopfmäßig ist, finde ich, vieeeel einfacher. :D Naja, ich habe leicht reden, denn mein Offenstall liegt direkt an einer Weggabelung in einer Seitenstraße des Dorfes. Das heißt, da ist immer etwas los. Leider sind die Reize manchmal schon so stark, dass es manchen sensiblen Pferden im oberen Offenstall schon zu viel wird. Weswegen ich dieses Pferd nun in den unteren Offenstall umstellen werde.
"Wir wollen dafür Sorge tragen, dass wir das junge Pferd nicht verdrießen und ihm seine freundliche Anmut nicht verleiden. Denn diese gleicht dem Blütenduft, welcher niemals wiederkehrt, wenn er einmal verflogen ist."
Antoine De La Pluvinel
Shkan
User
Beiträge: 128
Registriert: Di, 21. Mai 2013 19:06
Wohnort: Hermagor
Kontaktdaten:

Beitrag von Shkan »

Hier ging es ja darum, dass Esge die These vertritt, dass sich Pferde in einem üblichen Offenstall nicht genug bewegen und von daher ein Einreiten mit 3 o.k. ist. Ich kann nun aber nicht sooo ganz nachvollziehen, warum eine Arbeitseinheit unterm Reiter von vielleicht 20 Min.? - in Kauf nehmend dass der noch nicht ausgereifte Bewegungs- und Knochenapparat unter der Mehrbelastung vielleicht leidet - die mangelnde Bewegung in einem Offenstall ausgleichen soll. Wenn es um 20 Min. Bewegung geht, dann stelle ich mich doch 3 Mal am Tag hin und scheuche die Pferde rum, dann haben sie sich in Summe mehr bewegt. Geistige Beschäftigung ist ein anderes Thema, aber die kann ich auch schaffen ohne mein Gewicht im Rücken des Pferdes.

Wie viel bewegen sich Pferde in freier Wildbahn - abgesehen von den Jungspunden, die natürlich viel spielen und toben? Aber das machen sie im Offenstall auch, sofern gleichaltrige Spielgefährten da sind, und selbst wenn manche Witterungen den Raum einschränken (in der freien Natur gibt's auch Schnee, und dann ist auch für Wildpferde Schluss mit lustig). Auch in den Wildpferdeherden besteht der großteil des Tagesablaufes aus gemütlichem Grasen und weiterziehen, dem kommt eine Weidehaltung im Sommer doch schon recht nah?
Wie viel muss sich ein Pferd im Offenstall für Euch bewegen, damit es passt? Bzw. welche Art von Offenstall hat Esge gemeint? Für mich ist eine übliche Art von Offenstall eine solche, wie ich sie habe (nur mit dem Unterschied, dass mein Stall drei zugängliche Boxen und keinen großen Raum hat): Stall zum liegen/trinken/Kraftfutter holen: davor ein gemeinsamer, befestigter Paddock in Reitplatzgröße für Wetterlagen, in denen ein Zugang zu den Grasweiden nicht möglich ist (bei länger dauerndem Regenwetter, im Winter wenn der Boden der Weiden nicht gefroren ist oder der Schnee zu hoch wird um noch drin zu laufen). Dann aufgeteilte Weiden, die wöchentlich gewechselt werden, und in guten Jahren haben wir eine großzügige Winterkoppel in einem lichten Waldstreifen. Die Pferde bewegen sich den ganzen Tag über gemächlich hin und her, laufen zigfach auf die Weide und wieder zurück zum Stall um zu trinken.
Oder meinte Esge einen Offenstall, der nur aus einem Unterstand und einem Paddock besteht, auf dem die Pferde den ganzen Tag nur rumstehen??

Anreize haben unsere Pferde auch, an meinem Stall führt der See-Promenade-Weg vorbei :D Viele Spaziergänger, Hunde, Autos, Fahrräder, Kinder - alles mögliche kommt vorüber und wird interessiert beobachtet. Meine Lamas schaffen anscheinend auch Bewegungsanreiz, sie werden liebend gerne gejagt...
Shkan
User
Beiträge: 128
Registriert: Di, 21. Mai 2013 19:06
Wohnort: Hermagor
Kontaktdaten:

Beitrag von Shkan »

Und noch etwas weil es mir gerade einfällt :) Wir haben unsere Jungspunde von einem riesigen Gestüt in Spanien. Da fährt man oft mit dem Pickup eine sehr lange Strecke, um die Stutherden zu finden. Ich konnte eine der Herden während meiner Zeit dort den ganzen Tag über oft sehen, da sie im Herbst viel in Stallnähe sind (weil dort das Heu zugefüttert wird). Und da ging es eigentlich den ganzen Tag sehr ruhig zu (mit Ausnahme der Fohlen). Die Tiere standen beisammen, gingen umher, und nur während der Fütterung kam mal Bewegung auf wegen Futterneid.

Alles in allem waren die Tiere eher faul und gemächlich unterwegs :)
Benutzeravatar
Melli
User
Beiträge: 439
Registriert: Mo, 23. Apr 2007 16:16
Wohnort: Münster
Kontaktdaten:

Beitrag von Melli »

Ich habe bei uns im Stall auch einen GPS-Versuch angeleiert, wir haben 5 Pferde verkabelt, die alle 10-12km in 24h liefen, und hier wird auch nicht viel bis gar nicht gerannt.
Wir haben hier aber auch viel Fläche - dass in z.B. einem 800qm-Paddock ohne vernüntige Infrastruktur nicht viel gelaufen wird, ist wohl klar, und 800qm sind sicher schon überdurchschnittlich gedacht.

Pferde sind nunmal gemütliche Wandertiere, auch Wildpferde, Mustangs, Brumbys etc. rennen kaum, das wäre doch auch totale Energiverschwendung.
Dass Pferde beim Anblick großer offener Flächen als erstes ans rennen denken ist eigentlich ein trauriger Umstand von Pferden, die viel Raumbegrenzung erleben, v.a. wenn sie nachts in der Box stehen oder auf viel zu kleinen Paddocks leben müssen.

Und nein, die absolute Menge an Bewegung ist allein nicht aussagekräftig. Es macht ja einen Unterschied, ob 12km auf 24h verteilt überwiegend im Schritt zurückgelegt werden oder ob ein Pferd in der Box steht und im Training die 12km im Galopp in 20min zurücklegt.

Es macht auch einen Unterschied, ob das Pferd überwiegend geradeausläuft oder ob es 1,8km in der Box zu 90% in Form von Drehbewegungen absolviert.

Ich finde eigentlich erst meinen jetzigen Stall "groß genug" und ein Offenstall, der es nicht hergibt, dass auch mal ein kleines Wettrennen im Galopp stattfindet, ist sicherlich nicht geeignet, ein Jungpferd artgerecht aufzuziehen.

Ich würde diese sensible Zeit über ein Pferd lieber bei einem Aufzüchter mit genügend Fläche sehen, statt mich genötigt zu sehen, früh ein Pferd der Bewegung wegen arbeiten zu müssen.
Ich befürworte es, Pferde früh und spielerisch an ihr späteres Leben heranzuführen, sehe da aber eher Kopf- und Beziehungsarbeit.
Shkan
User
Beiträge: 128
Registriert: Di, 21. Mai 2013 19:06
Wohnort: Hermagor
Kontaktdaten:

Beitrag von Shkan »

@melli: ich unterschreibe Deinen Beitrag voll und ganz. Wobei man bei Offenställen auch immer im Kopf behalten muss, in welcher geographischen Lage sie sich befinden. In vielen Ländern kann man ja das ganze Jahr Weideflächen und großzügige Ausläufe zur Verfügung stellen, auch lässt das Wetter es zu. In unseren Breiten ist es eher schwieriger, wirklich 52 Wochen im Jahr die gleich großen Flächen für die Pferde aufzubringen. Wir sind z.B. in einem sehr schmalen Bergtal, wo selbst die Bauern nur kleine Flächen zum Bewirtschaften haben, der Mutterboden miserabel ist (Schwemmgebiet), das Wetter in den letzten Jahren ziemliche Kapriolen schlägt. Da sind mitunter ein paar Wochen im Jahr dabei, wo 800m² Auslauf reichen müssen, und schon sehr großzügig gedacht sind und die Ausnahme darstellen. Seit ich den Stall gebaut habe, stand im Winter immer eine ganz tolle Winterkoppel zur Verfügung, wenn der Boden gefroren war oder eine schöne Schneeschicht drauf war konnten die Pferde auch auf die Sommerweide laufen. Seit 2 Winter ist wegen des Klimawandels nur noch Pustekuchen. Die Winterkoppel steht aufgrund katastrophaler Regenfälle im Herbst/Frühjahr immer völlig unter Wasser, die Pferde weigern sich reinzugehen (nachvollziehbar). Die Verletzungsgefahr ist riesig, da sie in dem Morast scharfe Steine aus dem tiefen Boden rausholen können. Wäre noch nicht so schlimm, wenn wir wie üblich im Winter einen tiefgefrorenen Boden hätten. Haben wir seit 2 Jahren nicht mehr!!!! Somit können sie auch nicht auf die Sommerweiden gelassen werden (die eh schon aufgrund schlechten Bodens nur mit großem Aufwand zu erhalten sind), sonst haben wir nämlich nur noch Kartoffelacker und keine Wiese mehr. Nun jongliert man Woche für Woche herum, wartet auf Frost oder Schnee um die Tiere wieder auf große Flächen lassen zu können. Was tun? Stall abreißen und Tierhaltung aufgeben? Oder in Kauf nehmen, dass immer wieder einige Tage oder Wochen sind, in denen 800m² reichen müssen?

In unserem Breich macht den Stallbetreibern das Wetter oft einen riesigen Strich durch die Rechnung. Wenn wir so, wie in diesem Winter, innerhalb einer Woche fast 3m (!!) Schnee bekommen, dann sind die Tiere eingeschneit. Selbst in 3wöchiger Arbeit konnten sich die Junghengste nur einen schmalen Trampelpfad von 20m Länge aus dem tiefen Schnee erarbeiten. Ihr könnt gerne in das Video reingucken, nach dem Ballspiel läuft der Lusi auf den Außenpaddock und man sieht, wie viel Platz sie über Wochen hatten. ( https://www.youtube.com/watch?v=89Ce7wDieos ). Die Lama und den Althengst musste ich sogar von dem tiefen Schnee wegsperren, da sie nicht mehr rausgekommen wären.

Leider muss man sich oft nach der Decke strecken, trotzdem finde ich dass unserer Youngsters genug Bewegung haben (hier z.B. noch am 16.11. auf einer der Weiden - sehr rutschig aufgrund einiger Tage Regen. Die Aufnahme entstand kurz bevor sie für die Nacht wieder auf den Paddock kamen. Und das MÜSSEN sie, denn wir kriegen Frost in der Nacht und die ersten Frostnächte machen Weidehaltung gefährlich wegen atypischer Weidemyopathie). https://www.facebook.com/photo.php?v=29 ... 602&type=3

Unsere Jungspunde machen aus der Situation das Beste, auch auf 800m² können sie gut galoppieren, und für ein paar Wochen im Jahr finde ich es vertretbar sofern eine Klimazone nicht mehr zulässt. Das ganze Jahr über nur 800m² wäre natürlich katastrophal, da brauchen wir gar nicht diskutieren. Aber trotzdem würde ich nicht sagen, dass die Bewegung für die Jungen nicht ausreicht. Klar wären hektargroße Weiden das ganze Jahr über das Optimum - aber wenn es die Natur und die Lage nicht zulässt???
Rapunzel
User
Beiträge: 2337
Registriert: Mo, 09. Okt 2006 14:22

Beitrag von Rapunzel »

Das ist halt ein bisschen eine müßige Diskussion, denn "reicht/reicht nicht" ist immer relativ. Für das momentane Lebensgefühl eines Jungspunds "reicht" sicher auch mal weniger Fläche, es ist ja nicht zwingend so, dass die immer einen Riesen Bewegungsdrang haben. Was das allerdings langfristig mit dem Körper macht, ist eine Frage, die niemand beantworten kann. Es gibt Pferde, die sogar eine beschissene Aufzucht wegstecken, aber ich persönlich bin überzeugt davon, dass eine Aufzucht mit wenig Fläche und Bewegungsanreiz für die allermeisten Knochen/Sehnen/Lungenprobleme verantwortlich ist, die Pferde später haben. Das fängt ja schon direkt bei der Geburt an. Ich habe leider den vet-med. Artikel nicht mehr, in dem ich gelesen habe, dass sich sämtliche Muskel- und Sehnenansätze eines Fohlens nur dann korrekt "entfalten" können, wenn es DIREKT nach der Geburt möglichst viel läuft - und dass die Mütter ihre Babys draußen auch wirklich dazu nötigen, sofort herumzugaloppieren. Sprich, ein Fohlen, das in der Box zur Welt kommt, am besten noch im Winter, hat schon direkt einen großen Startnachteil.

Meine Pferde kommen ja aus einem deutschen Gestüt, wo die Pferde rund ums Jahr auf 300 Hektar leben (ohne Unterstand übrigens, dafür mit Bachlauf und Wald mit steinigem Boden, hügelige Gegend). Dort gab es in 25 Jahren Zucht mit mittlerweile einigen hundert Pferden beispielsweise noch NIE einen Chip bei einer AKU - sagt ja auch schon einiges. Wenn ich allerdings sehe, wie die Junghengste da in der großen Gruppe (bis zu 20 Stück) sich bewegen, sich miteinander messen, dann einfach mal ein paar Kilometer am Stück davonrasen, Freundschaften bilden usw., dann weiß ICH ganz sicher, was ich für eine ideale Aufzucht halte und dass das kein noch so schöner Offenstall der Welt das bieten kann. Die wachsen mit einem Gefühl der Weite auf, das mit keiner normalen Haltung zu vergleichen ist, sie bestehen nur aus Knochen, Muskeln und Sehnen und diese Knochen, Muskeln und Sehnen halten dann auch was aus im Kontrast zu solchen, die auf weichen Strohbettchen und topfebenen Handtuchkoppeln keinen Anreiz zur Härte hatten.
Benutzeravatar
Cubano
User
Beiträge: 3727
Registriert: Di, 20. Mär 2007 19:34
Wohnort: Oldenburger Land

Beitrag von Cubano »

Rapunzel hat geschrieben: Es gibt Pferde, die sogar eine beschissene Aufzucht wegstecken, aber ich persönlich bin überzeugt davon, dass eine Aufzucht mit wenig Fläche und Bewegungsanreiz für die allermeisten Knochen/Sehnen/Lungenprobleme verantwortlich ist, die Pferde später haben.
Moins,
dazu habe ich einen unmittelbaren Vergleich: Mein heute 9-Jähriger ist in Mittelspanien auf endlos Land in einer Junghengstherde aufgewachsen, bis er knapp drei war. Das fast gleichalte Pferd einer Bekannten dagegen tatsächlich in der spanischen Variante von Paddock/Offenstallhaltung mit deutlich weniger Gleichaltrigen. Beide Pferde wurden mit etwas über drei gründlich untersucht: Während bei Frax Herz, Lunge und der Rest top in Ordnung waren, waren beide Organe bei dem Pferd meiner Bekannten schon damals nicht ganz okay, um genau zu sein durch mangelnde Bewegung „verkümmert“. Natürlich KANN das Zufall sein. Mich hat das im direkten Vergleich seinerzeit aber schon nachdenklich gemacht.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
Rapunzel
User
Beiträge: 2337
Registriert: Mo, 09. Okt 2006 14:22

Beitrag von Rapunzel »

Tscha.

Ich hab leider die Fotos nicht hier von so ´ner Junghengstherde, wenn die aus einem Winter da draußen kommen. Jedenfalls habe ich sonst noch nie Jungpferde gesehen, die SO aussehen - rippig, aber nicht dürr, total definierte Muskeln, zottelig, mit Dreadlocks statt Wallawallamähne und rundum strotzend vor Leben und Kraft. An denen ist nichts "Weiches".
Shkan
User
Beiträge: 128
Registriert: Di, 21. Mai 2013 19:06
Wohnort: Hermagor
Kontaktdaten:

Beitrag von Shkan »

Ja aber was macht ihr, wenn es diese Möglichkeit der Aufzucht nicht gibt? Und einen Vorteil hattet ihr auch: ihr habt die Pferde dann doch bestimmt erst mit 3 ausgesucht/gekauft? Oder habt ihr die Pferde schon als 1jährige gekauft und dann zur Aufzucht gelassen?
Die Aufzucht in Spanien bringt z.B. ihre Nachteile mit sich: Kraftfutter kriegen nur die Ranghohen, und auch das meiste Heu. Jedes Jahr gibt es auch ein paar der Fohlen, die klein bleiben und sich nicht 100% gut entwickeln, weil sie zu kurz kommen. Was macht ihr, wenn Euer ausgesuchtes Tier rangnieder ist und bei der großräumigen Aufzucht zu kurz kommt? Lasst ihr ihn trotzdem dort?

Mein Althengst ist mit ähnlichen Bedingungen aufgewachsen wie meine jetzigen Jungspunde (aber nicht bei mir!! ich kaufte ihn mit ca. 3), mit der Ausnahme dass er keinerlei Spielgefährten hatte (einen Großteil seiner Zeit verbrachte er alleine mit seiner Mutter). Er hat sich sogar Zeit seines Lebens wenig bewegt, musste als 1,5-2jähriger mal einen Winter fast komplett in einem Stall verbringen, war immer faul. Er hat lt. Tierärztin und etlichen Röntgenbildern Bilderbuchgelenke, auch jetzt noch mit 16 hat er einen 1A TÜV. Hätte er sich nur nicht in einer Box mal das Knie kaputt gemacht, würde der laufen und laufen und laufen. Und nu? Ich habe das Gegenteil Eurer These zu Hause stehen :?

Also wiederum stelle ich mir die Frage: wie viel Bewegung "braucht" ein Pferd damit die Gelenke gut werden bzw. was rechtfertigt bei (subjektiv gesehen) zu wenig Bewegung ein Einreiten mit 3?
Antworten