Praxisbeispiele unserer Jungpferdeausbildung

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Sapere aude, natürlich hebt sie sich zunächst noch etwas heraus. Deswegen übe ich es ja mit ihr :wink: . Spaß beiseite :
Für mich ist die Vorbereitung ausschlaggebend. Wenn die Vorbereitung gut ist, wird das Ergebnis immer besser. Das Ergebnis ist eine Frage von Geschicklichkeit, und auch etwas Kraft des Pferdes. Ganz grundlegend noch wichtiger aber, ist nach meiner festen Überzeugung, das Verstehen des Pferdes, was man von ihm möchte. Bei diesem Pferd auch ein wenig dessen, sich einzulassen, denn die Madame ist sehr autonom und eine ihrer häufigsten Reaktionen ist ein "LASS MICH !!!" das, offenbar normal für Teenager und Vollblutdamen ist :lol: .

Ich versuche, sie im Schritt zu dehnen, und diese Idee mit dem Antraben zu verknüpfen, um sie von ihrer gewohnten Bewegung- nämlich das Vorderbein aus Hals und Rücken zu reißen und dann hinten groß zu schieben - wegzuführen. Versuche also, ihr jeden der Teilaspekte zu erklären und sie dahingehend zu fördern, dass sie lernt zuzuhören und dann auch mitzudenken.
Man sieht in dieser Sequenz finde ich, auch ganz gut, wie sich das über die Wiederholungen auswirkt. Wenn sie gelernt hat, das Antraben in latenter Dehnungsbereitschaft auszuführen, wird das Herausheben sich von alleine geben.
Das gleiche gilt für den Übergang zurück in den Schritt, ich möchte, dass sie sich in diesen hinein lang macht, also das Vorwärts behält und nur den Takt ändert. Auch das kann man einige Male sehr schön in der Umsetzung sehen.
Sie ist ein Vollblut, das bedeutet, man hat die Wahl : Kämpft sie FÜR dich, oder kämpft sie GEGEN dich. :lol: :lol: :lol:
Ich bevorzuge ersteres 8)
Benutzeravatar
marquisa
User
Beiträge: 903
Registriert: Di, 01. Dez 2009 14:07
Wohnort: Issum

Beitrag von marquisa »

Sehr schöne Entwicklung,man erkennt,wie sie immer balancierter daherkommt und wie die Übergänge sie zum Nachdenken anregen.
Das Langmachen im Durchparieren ohne dabei komplett auf die VH zu kommen ist ein Kraftakt für die Pferde und ich finde,dass die Madame dies nach so kurzer Zeit erstaunlich schön umsetzt.

Bin schon sehr gespannt auf die weitere Entwicklung und freue mich sehr,dass nun mal auch jemand Entwicklungsstadien seiner Arbeit zeigt,die über das Einstellen von v/a Bildchen und Videos hinausgeht.

Danke! :D
Benutzeravatar
Fortissimo
User
Beiträge: 727
Registriert: Di, 19. Jun 2012 14:37
Wohnort: Vreden

Beitrag von Fortissimo »

Sehr schön!!
Da das Video gemacht wurde, als noch kein Blättchen am Baum hing, würde mich sehr interessieren, wie sich die Stute bis heute entwickelt hat.

Das mit dem: "Sie kämpfen für oder gegen einen" kenne ich sehr gut, denn mein durchgeknallter Schimmel ist Anglo-Araber mit 100% Vollblut und Speedy hat 70% Vollblut. Mit Kampf hat man da keine Chance.
Benutzeravatar
amara
User
Beiträge: 2551
Registriert: Mo, 02. Apr 2007 23:44
Wohnort: Ravensburg

Beitrag von amara »

S&p: genau, also ich fand jetzt mit den Videos sehe ich die Bilder völlig anders. Da sieht man ja auch, dass die Kleine diese Haltung eben nicht vorgekippt annimmt, wie du geschrieben hast war das eher ein Zusammenspiel der Umstände. Die neuen Videos gefallen mir richtig gut! (auch wenn der Typ Pferd so gar nicht mehr meines wäre ;) )
Und ich finde gerade das ausreichend frühe „Runden“ ohne es zu übertreiben wichtig. Das hätte ich bei meinem früher anfangen sollen.
Benutzeravatar
marquisa
User
Beiträge: 903
Registriert: Di, 01. Dez 2009 14:07
Wohnort: Issum

Beitrag von marquisa »

amara hat geschrieben: Die neuen Videos gefallen mir richtig gut! (auch wenn der Typ Pferd so gar nicht mehr meines wäre ;) )
Und ich finde gerade das ausreichend frühe „Runden“ ohne es zu übertreiben wichtig. Das hätte ich bei meinem früher anfangen sollen.

Danke!
Genau das wird auch seinen Grund und Berechtigung haben.
Funktion (Rücken) vor Form,S&P ist ja durchaus auch mit Elementen der Legerete verbunden,die hier bei diesem Beispiel aber zumindest für mein Auge nicht vorherrschend zur Anwendung kommen.
sapere aude
User
Beiträge: 145
Registriert: Fr, 22. Feb 2013 21:36
Wohnort: Hessen

Beitrag von sapere aude »

...
Zuletzt geändert von sapere aude am Mo, 18. Dez 2017 20:49, insgesamt 1-mal geändert.
le_bai
User
Beiträge: 649
Registriert: Do, 16. Dez 2010 09:21
Wohnort: euregio

Beitrag von le_bai »

gefällt mir sehr gut die arbeit mit dem stütchen. kein lektionen- oder bahngeschrubbe, sondern positivbeispiel für lernfortschritte und super basis-arbeit :))

arbeitest du parallel auch vom boden aus? kennt sie abkauübungen? wenn sie von der Bahn kam, hast du im Vorfeld irgendetwas im Bezug auf die Schiefe und das umlernen des zügelkontaktes getan?
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Marquisa, die Prinzipien der Légèreté finden bei mir immer ihre Anwendung, aber die Ausformung des Pferdes und was ich mit Technik der L mache, weicht gelegentlich leicht bis deutlich davon ab, mit was für einem Bild man L gemeinhin verknüpft. :wink:

Fortissimo, wenn ich sie wieder weiterarbeite und jemanden zum Filmen / Fotografieren finde, werde ich es euch nicht vorenthalten- versprochen.
Wir haben gerade eine längere Phase Grundreperaturarbeiten und Altlastenbeseitigung hinter uns bzw. befinden uns darin, in der ich sie nur als Handpferd ins Gelände mitnehme, an der Longe und an der Hand arbeite, wenn sie nicht gerade wieder "Huf" hat. Aber so ist das eben, bei Rettungskäufen. Das erste Jahr ist "Ankommen" und "sich finden". Und ich hab ja genug zum reiten und keinerlei Zeitdruck. Ich hoffe darauf in 2 Wochen langsam wieder anfangen zu können.
Le bai, ja, ich arbeite viel vom Boden und ja, sie kennt auch die Abkauübungen. Selbstredend, sie war auf der Bahn ... :wink: und ja, sie ist grottenschief und hat diverse üble Narben, die auf einen schweren Unfall hindeuten und Anfangs war sie deutlich hahnentrittig, wenn sie kalt war und sie war von vorne bis hinten blockiert. ( man fragt sich ja auch, warum ein Pferd das recht gut 6 Rennen gelaufen ist, mit 3 in die Zucht soll ???) Aber das wird schon alles :D
Sie ist ein tolles Pferd- schließlich hat sie ZWEI Ohren :lol: :lol: :lol:
le_bai
User
Beiträge: 649
Registriert: Do, 16. Dez 2010 09:21
Wohnort: euregio

Beitrag von le_bai »

Hast du zu Anfang auf geraden Linien mit ihr gearbeitet am Boden oder gebogenen ? Gerade bei sehr schiefen Pferden ist das irgendwie eine Gretchen -Frage. Sie lösen sich ja zum Teil nicht so gut ... Wie lange und in welchen Intervallen hast du Handarbeit mit ihr gemacht/machst ?
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

le bai, du fragst ja Sachen :shock: - ich arbeite sie nach Gefühl :wink: . sehr unterschiedlich und auch tagesformabhängig. Handarbeit und Longenarbeit mache ich mit ihr z.Zt. täglich ( d.h. im Moment gar nicht, weil sie "Huf" hat, aber davor) , manchmal auch 2x am Tag und sehr kurz- so 10-15 min. oder auch mal lange, damit sie in einer Situation zu sich findet. Das kann man pauschal gar nicht sagen. Wenn ich das Gefühl habe, sie braucht eine Pause, bekommt sie die.
AufTrab
User
Beiträge: 42
Registriert: Mi, 09. Jul 2014 13:13
Wohnort: Berlin

Beitrag von AufTrab »

Ich habe gestern mal die Gelegenheit genutzt und nach langer Reitpause (Umzug, Rücken bei mir und allgemeine Zweifel und Hader) den Traber gesattelt.
Ich denke, wir passen gut in die Rubrik "Jungpferde", obwohl wir schon das Remontenalter überschritten haben.
Das Video zeigt leider nur die ersten Minuten vom Reiten, nach einer 10-minütigen Aufwärmphase an der Hand (da vor allem Nachgiebigkeit am Zügel und Übertreten sowie konterschulterhereinartiges Gehen). Als es zum schöneren Reiten wurde, war die Speicherkarte leider voll.
Ich möchte das Video trotzdem reinstellen, verknüpft mit der Frage, ob ich mit mehr Zügelkontakt reiten sollte? Bei Minute ca. 2:41 kommt ein Konterschulterhein um ihn mehr zum Nachgeben zu animieren. Leider hat das Pferd kein großes Vertrauen ins Gebiss. Er hat sich in der Hinsicht aber schon toll entwickelt, auch wenn das Video das so nicht wiedergibt.

Gut, ich würde mich über konstruktive Kritik sehr freuen:
http://youtu.be/_LQjZBFJJJs

9-jähriger Traberwallach, ca.1,50m mit mir, ca.1,79m... Roundpen hat eine Größe von ca.18m. Wir befinden uns im Wiederaufbau nach Stallwechsel.
Phanja

Beitrag von Phanja »

Hallo AufTrab,

mir fiel spontan die Frage ein, ob er ostheopathisch durchgecheckt wurde? Die Beckenbewegung seitens Pferd sieht recht abenteuerlich aus und mich würde z.B. interessieren wie er ganz ohne Zügelkontakt oder ganz ohne Reiter läuft bzw. ob sich dann am Bewegungsablauf etwas ändert.
Grundsätzlich denke ich, wäre es gut, eine bessere Formgebung von hinten her anzugehen. Andernfalls läufst du Gefahr, dass es vorne optisch schöner aussieht, aber die Problematik hinten nicht verbessert wird.

Was ich schön finde ist, dass man sieht, dass er sich sehr konzentriert und bemüht ist mitzumachen.

VG
Phanja
AufTrab
User
Beiträge: 42
Registriert: Mi, 09. Jul 2014 13:13
Wohnort: Berlin

Beitrag von AufTrab »

Danke, Phanja, die Osteopathin war letzten Herbst da und hat Diverses festgestellt; schiefes Becken hat gestern noch mal die Bowtech-Dame genannt.
Das Pferd ist in sich insgesamt schief, bis hin zur Hufform! Er ist mit 1,5 Jahren "eingebrochen" worden, lief dann bis 4-jährig im Rennbetrieb auf einer Berliner Bahn, dort immer rechtsherum (!) mit Overcheck (Schaden im Halsbereich inklusive) auf recht harten Böden mit ansonsten fast ausschließlicher Boxenhaltung.
Was ich Dir sagen kann, ist das er zu lange Kniebänder hat, so jedenfalls die Osteopathin.

Der Kleine ohne Reiter
im Schritt:
http://youtu.be/CSbdj8Bvc3Y
im Trab:
http://youtu.be/N9OU24UdxoM
Phanja

Beitrag von Phanja »

Urgs - da hast du dir ja ein schönes Projekt angelacht :wink:
Ich bin ja sehr an der Akademischen Reitkunst orientiert und würde die Sache vermutlich von deinem Sitz her angehen und das Pferd hinsichtlich Wade und Handeinwirkung so weit wie möglich in Ruhe lassen. Mein Ziel wäre, dass du ihn aus deinem Becken dazu bringst, die korrekte Rücken- und damit Beckenbewegung auszuführen. Sprich: Wenn der innere Hinterfuß vorgreift, sollte die innere Hüfte nach vorne unten kommen und der Brustkorb des Pferdes sich innen senken. Diese Bewegung kann man aus dem eigenen Oberschenkel unterstützen bzw. versuchen, diese Bewegung zu vergrößern. Zugegebenermaßen ist das schwierig umzusetzen ohne Anleitung durch einen Trainer.
Grundsätzlich würde ich aber - egal ob vom Boden oder von Oben - daran arbeiten, dass das Pferd sich besser aus dem Rücken bewegt und damit mehr Rückenschwung entwickelt.
AufTrab
User
Beiträge: 42
Registriert: Mi, 09. Jul 2014 13:13
Wohnort: Berlin

Beitrag von AufTrab »

Dankeschön! Wir haben doch eine Trainerin, die momentan so alle 3 Wochen vorbei schaut. Jedoch hatten wir jetzt ca.7 Monate kein Reittraining mehr. Zudem tut er sich schwer (noch schwerer als auf dem Reitplatz) sich im Roundpen fallen zu lassen.
Aber es wird. Hoffentlich. Irgendwann :D
Antworten