grobe Reiterin - was tun?

Rund um die klassische Reitkunst

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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Löwe hat geschrieben:Ist nicht von Branderup der Spruch:
Es ist egal nach welcher Reitweise man nicht reiten kann.
???
:D Den muß ich mir merken, der ist gut!
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
Miri
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Beitrag von Miri »

Hallo,
ohh, das Problem mit dem Mund-besser-halten kenne ich auch!
Bei uns am Stall bin ich und die Besitzerin meiner RB auch eher Außenseiter. Ist ein Isländerstall und es wird viel nach Bewegung geritten. Bis letztes Jahr wurden die Köpfe in die Höhe gerissen, jetzt, nach den ganzen kritischen Äußerungen über die Islandreitersparte, gibts das krasse Gegenteil: Da wird im Schritt kräftig gerollt und im Tölt die Hand runter an den Sattle gedrückt, damit das Pferd die Nase unten hat :roll:
Ich finde es schrecklich, aber ich bin auch lieber still und meine Reiterei wird auch nicht anerkannt. Ich glaube es würde nichts bringen außer Stress, wenn ich mal sagen würde, dass das Runterziehen schädlich ist.
Bisher habe ich es immer bei Andeutungen gelassen, wo mir dann eifrig zugestimmt wurde "Jaja, Pferd braucht Gymnastik...blabla..." und 2 Tage später sieht man besagte Person im Dressurviereck Kreise ziehen mit verspanntem Pferd :?
Ich traue mich auch nicht so recht mehr zu sagen :( weil ich einfach Angst vor Stress mit dem Stallbesitzer habe.

Liebe Grüße, Miri
Motte
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Beitrag von Motte »

Ich habe mir angewöhnt, zu den Reitweisen anderer Leute nix mehr zu sagen. Es sei denn, jemand stört mich dadurch beim Reiten.
Ich möchte ja auch nicht, dass mir ständig irgendwelche Leute ihre Kommentare an den Kopf knallen.

Und: es kann durchaus mal Momente geben, wo man mal etwas gröber werden muss (ich denke da an das ein oder andere Korrekturpferd was wir früher hatten...)

Und: es gibt auch durchaus Momente, in denen man grob wird ohne es zu merken...durch das eigene Unvermögen.

Gruß
Motte
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Janina
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Beitrag von Janina »

Also ich finde, man muss deutlich unterscheiden zw. einem Verhalten/einer Art zu reiten, die einem selbst einfach nicht gefällt u. einem echten Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.
Klingt hart, ist aber so :wink:
"Rollkuren" u. ä. sind nicht als tierschutzwidrig anerkannt, man kann also nur auf den "gesunden Menschenverstand" hoffen, der eben erkennen lässt, dass das alles andere als gut für´s Pferd sein kann.
Auch wenn ein Pferd mit der Gerte gestraft wird, mag uns das unangemessen vorkommen, so lange dies aber nicht über einen längeren Zeitraum (also wirkl. "Verprügeln") geschieht, würde das nicht unter einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz fallen.
Bei allem anderen wirkt man schnell als "Besserwisser", dabei ist man selbst ja mit Sicherheit nicht fehlerlos. Ich denke auch, die meisten werden ihrem Pferd gegenüber schon mal "ungerecht" gehandelt haben (ob jetzt aus Unwissenheit, Wut, o. a. ) u. dann der Meinung zu sein, andere dafür verurteilen zu können... :roll:

Ansonsten kommt es auf die Personen u. Situationen an. Indirekt kann man ja vlt. schon was erreichen.
Z. B. die betr. Stallkollegen mal mit auf einen Vortrag nehmen oder so was :wink:
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Junito
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Beitrag von Junito »

Hm, da kann ich nur sagen "steter Tropfen höhlt den Stein".

In dem letzten Stall, in dem ich mit Junito war, sind wir sehr aufgefallen. Einmal natürlich durch den barocken Schimmel, der auf den ersten Blick kaltblutartig wirkt und damit als schwerfällig galt. Als wir allerdings im Lauf des Jahres unserer Abwesenheit immer besser wurden, begannen die anderen Reiter im Stall Fragen zu stellen. Wie ich das machen würde, nur mit dem Trensenhalter, gar kein Reithalfter, warum es einfach aussähe.

Da habe ich dann ganz sachlich erklärt, was wir so machen und dass ich mich zu einem gut Teil in die francoiberische, bzw. "Légérété"-Richtung bewegen würde. Einer aus dem Stall habe ich z.B. Philippe Karls "Irrwege" gegeben.

Zwei Tage später hat die ihrem Hannoveraner das Reithalfter geklaut! Ich bin mit ihr auf dem Platz geritten und sie meinte, sie würde das nun eine Zeitlang probieren. Nach einer gewissen Zeit meinte sie, dass die Kommunikation nun besser geworden sei und dass das RH eben für die Turniere drauf müsste, aber nie mehr so fest wie vorher.

Das war jetzt nur eine direkte Rückmeldung, aber für mich ein kleiner Sieg. Mit den anderen aus dem Stall habe ich auch immer wieder, so sie gefragt haben, kommuniziert. Nicht hochmütig, sondern mit handfesten Argumenten.

Tja, vielleicht ein Glücksfall. Aber ich habe erstmal die Zustände, die mir auch nicht immer gefallen haben, schweigend akzeptiert.
Pferde sind wie guter Sekt - es braucht Zeit und Erfahrung, damit sie perlen können.
jerryli
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Beitrag von jerryli »

ich würde auch nicht wegschauen!!! ich meine was hast du zu verlieren????? rausschmeissen können sie dich ohne gerechtfertigten kündigungsgrund nicht einfach?!!!! und auf solche leute als stallbekannschaften-stallgefährten könnt ich pfeiffen!!!!! am besten du sagst es ihr einmal richtig ins gesicht nicht etwa bedrohlich, nein sachlich mit fakten!!!!! du musst sie ja nicht gleich umbringen!!! xD

:lol: lg melli
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Junito
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Beitrag von Junito »

Hm, das ist sehr leicht gesagt. Fakt ist, dass ich schon ganz anderes erlebt habe. Tatsächlich lassen sich sehr leicht alle möglichen Gründe finden, um unliebsame Einsteller loszuwerden.

Auf Stallbekanntschaften pfeifen? Das ist auf die Dauer für jeden Einsteller ziemlich belastend. Von allen geschnitten werden? Nicht schön.

So ganz einfach ist das nicht. Wenn du etwas sagen möchtest, solltest du auf jeden Fall versuchen, einen passenden Moment abzuwarten. Ich würde das jetzt nicht sofort auf Biegen und Brechen versuchen. Das bringt gar nichts.
Zuletzt geändert von Junito am Do, 06. Mär 2008 21:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

@ jerrily So einfach ist das nicht, sicherlich werden sie vll keinen direkten Kündigungsgrund haben, aber in einem Stall unbeliebt und unwillkommen zu sein ist nichts schönes. Im Zweifelsfall leidet dann dein Pferd drunter und du gehst freiwillig... :?
LG
Sheitana
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Sheitana hat geschrieben:@ jerrily So einfach ist das nicht, sicherlich werden sie vll keinen direkten Kündigungsgrund haben, aber in einem Stall unbeliebt und unwillkommen zu sein ist nichts schönes. Im Zweifelsfall leidet dann dein Pferd drunter und du gehst freiwillig... :?
Stimmt. Du verbringst dort ja einen großen Teil Deiner Freizeit, willst Dich entspannen und Dich wohlfühlen. Daher bleibt es meistens dabei: im richtigen Moment die richtigen Worte im richtigen Ton finden. Und das ist s**schwer! Aber man kann es wenigstens a bissele lernen und versuchen.
lg, Tanja

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Beitrag von Sheitana »

@ Sylliska Vor allem möchte man sich ja wirklich entspannen und erholen, auf der Arbeit hat man ja meist schon genug Stress. Und das kann einem da ganz schön versaut werden.
Man sollte abwägen, wen man ansprechen kann, wo man es besser lässt und wenn ja wie man es macht. Dann gibt es sicherlich den ein oder anderen den man "überzeugen" kann, aber auch welche, wo man es besser lässt.
LG
Sheitana
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Celine
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Beitrag von Celine »

Ich finde auch, man muss abwägen. Ich kenne erfolgreiche Turnierreiterinnen, die würden sich von mir nie und nimmer was sagen lassen, weil sie fest überzeugt sind, dass sie alles richtig machen und viiiieeel besser reiten als ich. Aber die quälen ihre Pferde auch nicht wirklich sondern reiten einfach in meinen Augen "falsch".

Wenn jemand sein Pferd quält, bekommt er es in unserem Stall gesagt, und zwar von mehreren Seiten. Gerade hat jetzt einer den Stall wieder verlassen - jetzt quält er sein Pferd woanders :cry: Aber für unser Gewissen war es wichtig, nicht wegzuschauen.
Wenn Leute aus Unwissenheit ihre Pferde falsch behandeln, sage ich es freundlich und bei passender Gelegenheit. In unserem Stall ist diese Fraktion der "Unwissenden" größer, wirkliche Tierquäler fühlen sich nicht zu uns hingezogen zum Glück.
lalala

Beitrag von lalala »

Motte hat geschrieben:Ich habe mir angewöhnt, zu den Reitweisen anderer Leute nix mehr zu sagen. Es sei denn, jemand stört mich dadurch beim Reiten.
Ich möchte ja auch nicht, dass mir ständig irgendwelche Leute ihre Kommentare an den Kopf knallen.

Und: es kann durchaus mal Momente geben, wo man mal etwas gröber werden muss (ich denke da an das ein oder andere Korrekturpferd was wir früher hatten...)

Und: es gibt auch durchaus Momente, in denen man grob wird ohne es zu merken...durch das eigene Unvermögen.

Gruß
Motte
dito.

Dazu kommen dann noch die "Unwissenden"...
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Naima
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Beitrag von Naima »

gutes reiten ist kunst und persönlichkeitsentwicklung. und das sich gedanken machen, offen sein, hinterfragen nähert sich dem, auch wenn man selber (wie ich) noch beim handwerk steckt.

was stellen künstler oft in unserer gesellschaft dar? nicht selten sind sie aussenseiter.

ich würde nach dem warum fragen, wenn überhaupt. warum sie das so macht wie sie es getan hat. nicht wertend. vielleicht ergibt sich ein gespräch. aber jemand, der seine macht übers pferd missbraucht, hat in meinen augen ein grösseres problem. von diesen leuten gibt es leider viele. ich teile ihre reitereinstellung nicht.

ich weiss nicht, ob ich etwas sagen würde. ich bin lange jahre in einem sportstall geritten, da waren solche bilder an der tagesordnung. ich habe es da ja auch nicht anders gelernt. der gaul muss nachgeben! daher bin ich wohl auch ein wenig abgestumpft, die grenze des reagierens ist etwas weiter gesteckt. heute sehe ich das anders.

es gibt sicher grenzen, bei denen ich kopflos reagieren würde. aber ich vermute mal, es braucht einiges.
Mistral ist ein töltender Traber. Nun nehmen wir seit einigen Jahren klassischen Unterricht. Diagnose Kissing Spines am 18.08.2014. Wir werden sehen, was wird.
annette
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Beitrag von annette »

Folgenden Spruch habe ich irgendwo gelesen:
"Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und niemand ginge, um mal zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge."

Wenn ich denke, ich sehe Tierqälerei, sage ich es. Es ist nur sicher nicht alles Tierqälerei, was mir in der Reithalle nicht gefällt.

Vielleicht kann man auch folgendes bedenken:
Nehmen wir ein möglichst an der Natur orientiert gehaltenes Pferd (Weide, Bewegung, Luft, Herde), das 45 Minuten an 6 Tagen in der Woche runtergeriegelt wird. Das ist in meinen Augen vielleicht nicht schön aber keine Tierqälerei.
Für das Pferd ist das vielleicht viel schöner, als an 6 Tagen in der Woche perfekt geritten zu werden und den Rest der Zeit bis auf 3 Stunden Paddock oder Weide pro Tag alleine in der Box zu stehen.

Woher will ich eigentlich wissen, dass das, was ich mache, wirklich besser ist?

LG Annette
Carmen
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Beitrag von Carmen »

Wenn ihr mal auf der Seite der tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz nachseht, findet ihr da Richtlinien für Tierschutz im Pferdesport. Anhand dieser Richtlinien ist und wird das Tierschutzgesetz bezüglich Pferdesport ausgelegt. Da stehen seeeehr interessante Dinge drin.

Nur gegen Reiten, das nicht im klassischen Sinn ist, würde ich auch nichts sagen. Aber Tierquälerei - und dazu zählt für mich draufhauen, Sporen reinhauen, Rollkur etc. - toleriere ich nicht.
Und über die anderen Dinge kann man doch mal in einem netten Gespräch reden.

Wegschauen hilft nunmal nicht. Alle schimpfen über die Rollkur, aber wenn alle wegsehen, wird sich nichts ändern.
Wenn in manchen Ställen tierschutzrelevantes Verhalten dem Pferd gegenüber an der Tagesordnung ist, dann gibt es durchaus den Amtstierarzt, der jeder Anzeige nachgehen muss. Und in solch einem Stall möchte man doch auch nicht bleiben?! Genauso wenig in einem Stall, wo mein Pferd für meine Taten büßen muss. Tut mir leid, aber da wäre ich sofort weg. Da verstehe ich keinen Spaß.
"Es gibt schon viel zu viele Pferde, die Gefangene sind. Wenn wir unser Pferd lieben, müssen wir [...] ihm so viel wie möglich von seiner Freiheit zurückgeben." Sylvia Loch
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