Wie "macht" das Pferd den Sitzkomfort?

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Thisbe
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Wie "macht" das Pferd den Sitzkomfort?

Beitrag von Thisbe »

Nachdem ich in Herrn Kjedals Tagebuch immer wieder über Frau Melzers Klagen über den Susanne verschuldeten verschlechterten Sitzkomfort des Ponies gestolpert bin, habe ich dann mal nachgehakt.
fraumelzer hat geschrieben: Kjeldal präsentiert sich von seiner besten Seite. Er läuft wunderschön v/a...ist total entspannt - schwingt im Rücken und zeigt seinen schönsten, unsitzbarsten Warmblut-Trab.... :roll:
Zitat Susanne: "Ja - jetzt fühl ich mich wie daheim" :shock: :shock: :shock: :shock:

FAZIT: Kjeldal wird zur TT und ich kann ihn nicht mehr sitzen :cry:
Dafür haben wir bald einen reel gerittenen, sich v/a dehnenden (zwar unsitzbaren) Norweger - der eh das beste aller Ponys ist *herzchenaugenhab* :D
Weil ich ja immer dachte, je mehr die Tierchens mit ihrem Rücken tun, desto besser sind sie zu sitzen.
Susanne hat geschrieben:Am bequemsten sind sie zu sitzen, wenn der Rücken gar nichts macht :P. Wenn der Rücken schön schwingt dann muß der Reiter mit seinem Becken schön mitschwingen (was schwierig wird, wenn der Sattel eng ist *hüstel*) :D
Wenn der Trab vorher recht flach war, dann ist das nochmal anders, das leutet mir ein. Aber wie verhält es sich bei einem von Natur aus unbequemen Pferd? Wird das noch unbequemer? Und was ist in den Momenten los gewesen, in denen Timi plötzlich anders zu sitzen war, weicher, bequemer? Ich hielt das immer für sehr positive Augenblicke, lag ich da falsch (ich weiß, ohne es gesehen zu haben...).

Mich interessieren Eure Erfahrungen und Meinungen :P
In der Seele des Pferdes findest du Saiten, die lange in dir nachklingen.
(Gunnar Arnarson)
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chica
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Beitrag von chica »

Ich denke, das hängt v. a. vom Körperbau ab. Wenn ein kurzer Rücken ins Schwingen kommt und dazu noch Ponytritte mit schnellerem Abfußen als bei WB's dazu kommt, wird es unbequem. Jedenfalls kann ich das von meinem so bestätigen.

Bei WB's habe ich dagegen die Erfahrung gemacht, dass sie wesentlich weicher zu sitzen sind, wenn der Rücken schwingt. Als Reiter wird man da regelrecht in den Sattel gezogen.

Wie das anatomisch genau zusammenhängt, müssen die Profis erklären *g*
LG Ines
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Yve9979

Beitrag von Yve9979 »

chica hat geschrieben:Ich denke, das hängt v. a. vom Körperbau ab. Wenn ein kurzer Rücken ins Schwingen kommt und dazu noch Ponytritte mit schnellerem Abfußen als bei WB's dazu kommt, wird es unbequem. Jedenfalls kann ich das von meinem so bestätigen.
Kann ich auch nur bestätigen, je mehr mein Pony schwingt und auch seine Hinterbeine sinnvoll einsetzt (versuchen ihn langsam Richtung Versammlung zu bekommen), desto anstrengender wird es für mich *schwitzt*
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Furioso
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Beitrag von Furioso »

Ach das Thema passt mir gerade sehr, mache mir nämlich seit gestern da auch Gedanken drüber...

Also ich reite ja den einen Friesen einer Stallkollegin mit. Sie hat zwei, die ganz unterschiedlich sind. Jelle (der von mir gerittene) hat den vermeintlich höheren Ausbildungsstand, ist von der Figur her eher sportlich schlank (ca. 1,64). Bietet sich meistens an. Bei Jelle muss ich sehr mitarbeiten, damit ich nicht so aus dem Sattel geworfen werde. Hirscht er - wird es sehr unangenehm. Er fühlt sich dann ziemlich hart an.

Der zweite, Romulus, ist vom alten Schlag - ziemlich voluminös und deutlich größer als Jelle...und hirscht meistens herum, beginnt jetzt gerade erst, zaghaft sich nach unten zu dehnen, das Gebiss zu suchen. Von unten sieht er immer aus wie ein Flummi und die Bewegungen sind gewaltig.
Ihn bin ich gestern das erste Mal geritten.
Meine Güte ist der bequem - ich fühlte mich wie auf einem Trampolin, wenn man die Technik raushat. Dann fühlt man sich auch vom Schwung so mitgenommen und es ist so einfach... Die Bewegungen meines Beckens fühlten sich wesentlich grösser an als bei Jelle, aber sooo weich und angenehm und dass OBWOHL er sich immer wieder herausgehoben hat - ...ich hatte trotzdem das Gefühl, dass er mich ansaugt...

Letzte Woche bin ich ebenfalls das erste Mal den Westfalen meiner Freundinn geritten (1,56), gut A ausgebildet. Ich dachte ich sitze auf einem Isländer!! So stelle ich mir die zumindest vor...Die Bewegung war ganz flach und schnell und irgendwie bretthart. Ich hatte zwar überhaupt keine Sitzprobleme - aber bequem fand ich das irgendwie trotzdem nicht...
Gruß
Furioso
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Colloid
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Beitrag von Colloid »

Das "Angesaugt" werden ist der aktiv schwingende Rücken.
Das "mehr schwingen" kommt davon, daß das Pferd den Rücken loslässt.
Ein "nicht schwingen" ist oft ein klemmiger Rücken...
Bezogen auf den Fjordi würde ich sagen, daß er den Rücken locker lässt, insofern mehr schwingt, ihn aber noch nicht aktiv einsetzt, dann hätte sie den "Mitgenommenwerden"-Effekt und könnte wieder sitzen...
Das Pferd lehnt sich an den Reiter an. Wenn die Abstimmung zwischen Pferd und Reiter ideal ist, wird das Mittel der Anlehnung, der Zügel, fast entbehrlich.
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Celine
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Beitrag von Celine »

Die Frage stelle ich mir auch immer wieder. Ich fand vor Detlev nie ein Pferd schwer zu sitzen, kannte aber auch fast nur Schulpferde, außerdem ein Warmblut mit sehr kleinen Ponybewegungen und ein Fjord. Allesamt sind nicht annähernd so schwungvoll gelaufen wie Detlev. Die Schulpferde denke ich aus ökonomischen Gründen (die müssen ihre Kräfte einsparen), und das Fjord wurde nur in so einem Western-Zockeltrab geritten.

Bei Detlev ist es definitiv so, dass ich ihn nur aussitzen kann, wenn der Rücken locker ist und er sich selbst trägt. Hebelt er sich raus, huppel ich da oben herum, und das "heraushebeln" können Nuancen sein, die man von unten nicht mal unbedingt sieht.
Dafür muss er nichtmal versammelt sein, soweit sind wir noch nicht. Er muss nur einfach alles locker lassen, und ich auch, und dann schwingen wir gemeinsam :D Daher glaube ich, dass du mit deinem "Gefühl" recht hattest.
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Celine
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Beitrag von Celine »

Colloid hat geschrieben:Das "Angesaugt" werden ist der aktiv schwingende Rücken.
Das "mehr schwingen" kommt davon, daß das Pferd den Rücken loslässt.
Ein "nicht schwingen" ist oft ein klemmiger Rücken...
Bezogen auf den Fjordi würde ich sagen, daß er den Rücken locker lässt, insofern mehr schwingt, ihn aber noch nicht aktiv einsetzt, dann hätte sie den "Mitgenommenwerden"-Effekt und könnte wieder sitzen...
Ah, interessant. Das heißt also, wenn ich Detlev gut sitzen kann, lässt er nicht nur locker, sondern geht über den Rücken? *freufreufreujuppidu* :jump1:
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Colloid
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Beitrag von Colloid »

Celine hat geschrieben: Ah, interessant. Das heißt also, wenn ich Detlev gut sitzen kann, lässt er nicht nur locker, sondern geht über den Rücken? *freufreufreujuppidu* :jump1:
*ööhhm*
Hast du denn das Gefühl regelrecht angesaugt zu werden vom Sattel? Gut sitzen heißt noch nicht, daß der Rücken da ist...
Es ist mehr, als würde das Pferd einen aktiv mit in die Bewegung nehmen...
Das Pferd lehnt sich an den Reiter an. Wenn die Abstimmung zwischen Pferd und Reiter ideal ist, wird das Mittel der Anlehnung, der Zügel, fast entbehrlich.
Richard Hinrichs
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Celine
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Beitrag von Celine »

Ich glaube, ich weiß was du meinst und meine dasselbe *hoff*
Ich hatte so EINEN Moment :oops: neulich im Reitunterricht, quasi das erste Mal überhaupt, und die RL meinte: Siehst du, nun sag nicht nochmal, dein Pferd sei unbequem.
Ich bin ihn vorher auch ausgesessen, und manche meinten sogar, es sehe "gut aus", aber in diesem Moment fühlte es sich TOLL an. Mühelos. Als könnte ich stundenlang so weitermachen. Genau, als ob mich der Pferderücken mitnehmen will.
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Colloid
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Beitrag von Colloid »

Celine hat geschrieben:Ich glaube, ich weiß was du meinst und meine dasselbe *hoff*
Ich hatte so EINEN Moment :oops: neulich im Reitunterricht, quasi das erste Mal überhaupt, und die RL meinte: Siehst du, nun sag nicht nochmal, dein Pferd sei unbequem.
Ich bin ihn vorher auch ausgesessen, und manche meinten sogar, es sehe "gut aus", aber in diesem Moment fühlte es sich TOLL an. Mühelos. Als könnte ich stundenlang so weitermachen. Genau, als ob mich der Pferderücken mitnehmen will.
Hört sich so an, als sei in dem Moment der Rücken da gewesen...

:)
Das Pferd lehnt sich an den Reiter an. Wenn die Abstimmung zwischen Pferd und Reiter ideal ist, wird das Mittel der Anlehnung, der Zügel, fast entbehrlich.
Richard Hinrichs
yeti

Beitrag von yeti »

ich habe auch eine fjordstute mit eher flachen gängen. wenn sie nur so daherschlurft, fühlen sich meine reitschüler meistens ganz wohl auf ihr. fängt sie an die hinterhand zu benutzen, dann kamen von meinen reitschülern auch schon mal klagen, dass sie jetzt so "unbequem" wäre. klar, einfach nur draufsitzen ist dann nicht mehr, man muss schon mitschwingen (können), dann nimmt sie einen auch mit.
wenn man es also gewöhnt ist, auf seinem pony nicht viel tun zu müssen, um mitgenommen zu werden, ist es schon ne umstellung, wenn das pony plötzlich schwingt, und man auf einmal sein eigenes becken benutzen muss. :wink:
ich selber hab das problem aber bei ihr nicht :wink:

probleme hab ich manchmal bei meinem schimmeltier - ein welshmix, knapp 130cm groß. sein trab ist ebenfalls eher flach. was aber nicht heißt, dass man ihn gut sitzen kann - im gegenteil!
angenehm wirds erst wenn er locker wird und der rücken anfängt zu schwingen. dann wird man regelrecht vom sattel "angesaugt" und er ist butterweich zu sitzen.
Excalibur

Beitrag von Excalibur »

Mein Pferd hat sehhhhhhhhhhhhhhhhhrrrrrrrrrrrrrrrr viel Schwung und war früher überhaupt nicht zu sitzen (auch nicht von Bereitern) um so mehr er untertritt und der Rücken locker wird und durchschwingt um so einfacher wird es. Er nimmt ein besser mit und oft ist es so, dass man von oben das Gefühl hat er würde weniger mit der Hinterhand arbeiten obwohl sie zulegt. Gleiches ist mit dem Tempo, er braucht, ander als viele kürzere oder von der Bewgung flachere Pferde, ein gewisses Tempo um die Hachsen unterzu kriegen. Das kann von oben echt zum Problem werden weil man natürlich wieder nicht über Tempo reiten darf, sonst funktioniert das alles nicht mehr.
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Jen
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Beitrag von Jen »

naja, sicher gibt es bequemere Pferde und unbequemere Pferde, aber es gibt auch bequemere Reiter und unbequemere Reiter ;)

und ganz ehrlich: ich sehe kaum einen Reiter, der WIRKLICH gut sitzen kann, also einen wirklich ausbalancierten, geschmeidigen, losgelassenen und weichen Sitz hat. Ich selber bin leider auch noch nicht so weit, deshalb arbeite ich nun schon länger intensiv daran ;) und ich habe gemerkt, dass dies nicht nur auf das Pferd positive auswirkungen hat, sondern auch auf das Sitzgefühl an sich. Wenn ein Pferd mehr Schwung bekommt, dann muss man das auch mit mehr Beweglichkeit begleiten. Leider "machen" die meisten Reiter viel zu viel, schieben mit dem Becken, gehen aktiv vor und zurück, haben einen unruhigen Oberkörper, müssen die Steifigkeit im Becken durch eine überbeweglichkeit im Brustwirbelsäulen/Nackenbereich ausgleichen etc. Da glaube ich, ist weniger das Pferd "Schuld" sondern der Reiter, wenn es unbequem ist. Das Pferd KANN den Reiter so gar NICHT mitnehmen, der Reiter lässt es meist gar nicht zu... natürlich unbewusst ;)
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
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Medora
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Beitrag von Medora »

Ich stimme Jen zu: das Problem liegt vor allem darin, dass es so unendlich schwer ist, wirklich geschmeidig zu sitzen, ohne auch nur einen Teil zu verkrampfen.

Der Spanier meiner Reitlehrerin ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass er nur dann gut zu sitzen ist, wenn er wirklich über den Rücken läuft. Von seiner Persönlichkeit ziemlich hektisch ist er am Anfang alles andere als bequem. Wird er aber gut vorbereitet, wird er lockerer, der Rücken schwingt, er tritt ans Gebiss - und lässt einen viel besser sitzen. Aber dafür muss man dann eben auch selbst richtig, richtig viel am Sitz arbeiten, um überhaupt dorthin zu kommen. :roll:

Eigentlich muss man schon vorher so sitzen, als wäre das Pferd "bequem", um das Bequemen zu erreichen :lol:

Medora
Cyndy
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Beitrag von Cyndy »

Ich muss mich auch mal wieder einmischen, weil mich genau dieses Thema wieder durcheinander gebracht hat. Mein Haflinger lässt sich, wenn er den Rücken schwingt, gut aussitzen. Wenn er sich fest macht, entwickelt er Spanntritte, die sich schlecht aussitzen lassen und ich habe Mühe nicht im Sattel rumzuhoppeln. Das ist so anstrengend, dass ich wieder leichttrabe, da ja rumhoppeln auch nicht so gut für den Rücken ist. Der Rücken kommt aber meist erst, wenn Hafl in DH geht. Meine Situation wäre dann ja aber genau das Gegenteil, von dem was ich bisher hier gelesen habe. Kann das wirklich so große Unterschiede geben? :kopfkratz: Ich bin mir mittlerweile wirklich sicher, wann der Rücken schwingt, da es mich dabei mitnimmt und wenn der Rücken fest ist, staucht es...

LG Cyndy
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