Pferd motivieren

Rund um die klassische Reitkunst

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Nadja
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Pferd motivieren

Beitrag von Nadja »

Guten Morgen zusammen

Ich brauche mal etwas Ideen und Ratschläge: Ich habe einen 12jährigen Irländerwallach. Vom Typ her ist er die Coolness selbst, was ich ja auch schätze und mir vielfach auch zugute kommt. Nun zieht sich dies aber auch über die Arbeit hinweg. Wenn ich ihm neue Lektionen beibringen möchte, dauert das ewig, bis er mal eine Reaktion zeigt und bis überhaupt etwas geschieht. Hat jemand von Euch auch so einen Coolman oder eine Coolwoman :wink: zuhause? Wie motiviert ihr solche Pferde? Zur Zeit möchte ich ihm die Piaffe beibringen. Wenn ich sie mit ihm vom Boden aus übe, überragt ihn dann jeweils plötzlich die Schmuselust und er drückt mir seinen Kopf in den Bauch... getreu nach dem Motto 'komm lass uns lieber was Gemütlicheres machen'. :shock:
Ich weiss, dass ich ihn vom Typus her nicht ändern kann - ich kenne ihn ja auch nur so. Nur, wie handhabt ihr das mit solchen Pferden, dass da etwas mehr Pfeffer in die Arbeit hinein kommt? Ich mache mit ihm regelässig Bodenarbeit, longiere, gehe ausreiten, mache Stangenarbeit, habe nun auch wieder begonnen, kleinere Gymnastiksprünge zu nehmen. Auch reite ich ihn abwechslungsweise mal mit Trense, mal mit Kandare oder wenn wir mal einen gemütlicheren Ausritt vornehmen, nehme ich ab und zu auch das Bosal. Ich würde also denken, dass es an Abwechslung nicht fehlen sollte.

Bin gespannt, wie ihr solche Pferde 'wach' hält!
Grüsse, Nadja
schnupfi78
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Beitrag von schnupfi78 »

Abwechslung!!!
Ich meine jetzt nicht, einen Tag Bodenarbeit, einen tag ausreiten - das machst du ja schon.
Versuch ihn bei der Arbeit auch geistig wach zu halten - das heißt häufig die Übungsabfolge ändern. Nie zweimal hintereinander das Gleiche machen, sodass er immer mitdenken muss und gespannt darauf wartet, was wohl als nächstes kommen wird. Und lass ihn immer mal wieder zwischendurch Energie aufbauen z.B. durch einen kurzen knackigen Galopp zwischen eher ruhigeren Übungen/Lektionen.
Ich hab auch so einen Kandidaten (auch Isi). Aber inzwischen hat er einen Riesenspaß an der Arbeit. Er ist hellwach und reagiert auf kleinste Hilfen. Aber wehe ich lass ihn mal zu lange das Gleiche tun... oje, da schläft er fast ein (geistig und körperlich). :pferd:
Ist sonst körperlich alles ok? Mineralkstoffmangel? Leber/ Niere? Passt der Sattel?

LG und viel Erfolg beim Aufwecken!
Friedi
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stromboli20
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Beitrag von stromboli20 »

außer der Überprüfung, ob ihm gesundheitlich etwas fehlt, kann ich schnupfi nur zustimmen.
ABwechslung und viel viel übermäßiges Loben sind die Zauberworte - zumindest oft. Es gibt wirklich extrem stoische Pferde.
Wichtig während der arbeit am Platz - ständig etwas neues Fordern. Für jede Reaktion irrsinnig Loben (mein Pferd ist richtig Lobsüchtig) und lieber nach 15 Minuten Anstrengung (und du wirst sehen - das ist vor allem auch für dich anstrengend :D) pausieren oder aufhören.
Nach jedem besonders tollen Erfolg aufhören.
Was bei meinem Pferd sehr gut hilft: ich reiße ihn aus seinem gewohnten Trott. Er kennt, z.B. die Bahnfiguren, weiß, wie er bei einem Handwechsel laufen muss. Sobald ich merke, dass er in seinen Trott fällt und die Aufmerksamkeit fehlt, werden die Figuren geändert - schaut z.B. ersteinmal aus wie Handwechsel durch die ganze Bahn - kurz vor der Ecke gehts aber dann doch wieder auf die alte Bahn usw. Das funktioniert auch bei der Handarbeit sehr gut.
schnupfi78
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Beitrag von schnupfi78 »

Stimmt Stromboli! Das hatte ich gar nicht geschrieben! Ich arbeite mit meiner "Schnarchnase" auch meistens kurz und knackig! Und Loben tu ich alle Pferde gerne! Ich finde das so super, weil man echt bei allen merkt, dass sie sich auch total drüber freuen! Hihi!

LG
Friedi
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Nadja
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Beitrag von Nadja »

Vielen Dank für die Antworten.
schnupfi78 hat geschrieben: Versuch ihn bei der Arbeit auch geistig wach zu halten - das heißt häufig die Übungsabfolge ändern. Nie zweimal hintereinander das Gleiche machen, sodass er immer mitdenken muss und gespannt darauf wartet, was wohl als nächstes kommen wird.
Wenn ich meinem Pferd etwas Neues beibringen möchte, ist das aber extrem schwierig, nicht zweimal nacheinander etwas zu machen. :(
Klar übe ich mit ihm nicht minutenlang dasselbe. Aber eben, wenn's was Neues sein soll, dann möchte ich es halt dann eigentlich schon mehr als einmal machen.
schnupfi78 hat geschrieben:Ich hab auch so einen Kandidaten (auch Isi).
Ich habe einen IRländer! Aber vom Typ her sind sie sich ja manchmal schon extrem ähnlich - v.a. die Irish Hunter vom alten Schlag! :wink:
schnupfi78 hat geschrieben: Ist sonst körperlich alles ok? Mineralkstoffmangel? Leber/ Niere? Passt der Sattel?
Sollte eigentlich, ja. Ich bin bei ihm schon immer wieder dran, was versuchen zu verbessern. Aber ich habe dieses Pferd nun seit 7 Jahren und ich kenne ihn nicht anders. Wie gesagt, Typen kann man nicht ändern, höchstens unterstützen. :wink:
stromboli20 hat geschrieben: (und du wirst sehen - das ist vor allem auch für dich anstrengend :D)
Oh ja, dem kann ich nur zustimmen!! Manchmal habe ich das Gefühl, dass nur ICH arbeite! :wink:
Zuletzt geändert von Nadja am Fr, 30. Nov 2007 15:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Jen
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Beitrag von Jen »

deine eigene Körperspannung ist dabei sehr wichtig. Lässt du dich davon "beeindrucken" und "beeinflussen" wenn er eher träge wirkt? Lässt du dich selber auch etwas runterziehen und wirst ruhig? Bleibst du weniger "dran" an deinen Forderungen und deinem Fokus auf das Ziel?
Liebe Grüesslis, Jen
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Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
schnupfi78
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Beitrag von schnupfi78 »

Ich habe einen IRländer! Aber vom Typ her sind sie sich ja manchmal schon extrem ähnlich - v.a. die Irish Hunter vom alten Schlag! Wink
Ups, sorry, hab ich mich verlesen... tschuldigung...
Wenn ich meinem Pferd etwas Neues beibringen möchte, ist das aber extrem schwierig, nicht zweimal nacheinander etwas zu machen. Sad
Klar übe ich mit ihm nicht minutenlang dasselbe. Aber eben, wenn's was Neues sein soll, dann möchte ich es halt dann eigentlich schon mehr als einmal machen.
Ja klar! Aber dein Hotti wird wohl kaum eine halbe Stunde brauchen um etwas IM ANSATZ richtig zu machen... Du kannst ihn ja ganz dolle loben, kurz was anderes machen udn dann zum Thema zurückkehren, etwas mehr verlangen und wieder was anderes machen.
Das war ja auch nur eine Idee - natürlich sind jedes Pferd und jeder Reiter verschieden und bei euch kann es ganz anders sein...
Wie übst du denn die Piaffe? Bzw. wie hast du sie vorbereitet und wo steht ihr grade???

LG Friedi
~pony~

Beitrag von ~pony~ »

Das meiste ist ja schon gesagt worden. Aber was vielleicht auch wichtig ist: Wenn du dir etwas vornimmst, dann forder es auch ein. Soll heißen: Lass dir nicht gefallen, dass er "kuscheln" will, wenn er arbeiten soll. Gib ihm Aufgaben, die ihn fordern, aber die er lösen kann. Und dann: Loben, Knuddeln, Leckerlie, Pause oder ganz aufhören mit der Arbeit, je nach dem, wie toll er mitgemacht hat.

Da dein Pferd eher ein cooler Typ ist, gehe ich davon aus, dass er auch ein bisschen faul ist, oder? Gerade solche Pferde motiviert man ganz gut, in dem man sie mit Pausen belohnt. Andererseits darf man ruhig auch mal penetrant werden, wenn sie so gar nicht mitmachen wollen. Das klappt zumindest bei meinem dicken ganz gut. Der ist nämlich auch die Ruhe selbst - in jeder Lebenslage ;)
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Nadja
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Beitrag von Nadja »

Ich danke Euch für Eure Inputs, einige werde ich sicherlich wieder neu auffrischen. Ich bin eigentlich nicht auf der Suche nach den 'Ursachen', sondern möchte hautpsächlich Ideen zur Motivation sammeln und wissen, wie andere mit solchen Pferden es so handhaben. :wink:
~pony~

Beitrag von ~pony~ »

So, hier noch ein ganz frischer Nachschlag: Ich komme gerade zurück aus der Spanischen Hofreitschule in Wien und hab mir u.a. das "leichte Bewegen" angeschaut. Und was fällt mir auf: Die Reiter loben kaum! Zumindest nicht so, wie man das meistens sieht, mit Klopfen, Stimme, Leckerlies etc. Statt dessen lassen die Reiter die Pferde einfach nach einer gelungenen Lektion in Ruhe. Die ganz jungen gehen am hingegebenen Zügel. Die älteren werden kurz in eine leichte Dehnungshaltung entlassen. Nach einigen Sekunden oder manchmal auch wenigen Minuten geht es schon wieder weiter. Nach 30 Minuten ist das Training zu Ende - gerade dann, wenn die Pferde auf ihrem Leistungshöhepunkt zu sein scheinen. Alle Hengste wirkten zufrieden und motiviert...
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