Gebisslos Dressur reiten?! Inwieweit ist das möglich?

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Laika28
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Gebisslos Dressur reiten?! Inwieweit ist das möglich?

Beitrag von Laika28 »

Ich habe mit meiner Wicky schon immer das Problem, dass sie Gebisse nicht gerne annimmt. Die Zähne wurden von Zahnspezialisten, Tierärzten etc. pp. gemacht u. auch weiterhin regelmäßig kontrolliert. Daran liegt es also eher nicht. Wicky kommt aber aus nicht so guten Händen (Panik vor Männern, hatte lange Zeit Panik vorm Sattel, Panik vor der Trense... usw.) und so denke ich, ist das "Gebiss-Problem" auch einfach vorprogrammiert bei ihr :?

Neu angeritten/ausgebildet habe ich sie damals gebisslos. Im FS-Reitzentrum haben wir es dann damals auch wieder mit Gebiss probiert. Das einzige, das sie mag ist das Kimblewick als Stange. Damit geht es einigermaßen, wirklich mögen tut sie es aber nicht.... :roll: :(

Da es für mich auf Dauer keine Lösung darstellt, das Pony dauerhaft auf einer Kandare zu reiten, habe ich versucht, sie auf ein normales dünnes Gebiss umzustellen. Egal welches... eher ohne Erfolg. Aktuell eine dünne einfach gebrochene Schenkeltrense - und Wicky hasst das Auftrensen mitterlweile schon wie die Pest...

Okay, ich denke darüber nach, sie wieder dauerhaft auf Gebisslos umzustellen, weil so kann es einfach nicht weitergehen. Nun sind wir aber nicht mehr soooo in den Anfängen (einreiten).
Wie sieht das aus? Kann man überhaupt dauerhaft gebisslos dressurmäßig arbeiten? Vorteile? Nachteile? Worauf muss ich achten?
Welche gebisslose Zäumung eignet sich am ehesten?

Mein momentaner Favorit ist der LG-Zaum, den ich schon von einer Freundin an Wicky ausprobieren durfte. Damals bin ich mit Sidepull geritten, aber da ich es damals verkauft habe, muss so oder so eine neue Gebisslos-Zäumung her. Evtl. möchte ich das Kimblewick dann für Korrekturzwecke und/oder Gelände weiternutzen, aber weitestgehend gebisslos reiten. Macht das Sinn?

Lange Rede - kurzer Sinn - wer kann mir helfen? Eure Meinungen sind gefragt! 8)
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Medora
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Beitrag von Medora »

Hallo Laika,

ich bin ein großer Fan von gebisslosen Reiten und ich bin auch der Ansicht, dass man damit sehr gut "richtige" Dressur reiten kann. Das ist allerdings ziemlich umstritten und Du wirst da sehr unterschiedliche Ansichten zu hören.

Letztlich kannst Du es nur selbst ausprobieren und schauen, wie weit Ihr damit kommt.

Den LG-Zaum habe ich ja gerade selbst seit kurzem und bin wirklich vollkommen begeistert von dem Teil. Es erlaubt eine seitliche Einwirkung, wirkt aber durch den sanften Hebel des Rades auch leicht auf das Genick ein. Mein Großer hat es von Beginn an supergut angenommen und lässt sich wunderbar damit reiten. Ich kann Dich also nur ermuntern, das Teil mal auszuprobieren.

Medora
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blackylo
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Beitrag von blackylo »

ich reite meinen Hafi mittlerweile auch größtenteils gebisslos (Hackamore mit kurzen Anzügen) - er läuft damit einfach entspannter

es gibt natürlich große Diskussionen ob man Gebisslos Dressur reiten kann - für meine Anfänge reicht es und ich komme super damit zu recht und mein Hafi zeigt mir das es ihm angenehmer ist ohne Gebiss zu laufen

guck mal hier, da gab es auch schon mal Diskussionen in der Art
http://www.klassikreiten.de/viewtopic.php?t=1829

an deiner Stelle würde ich es probieren und dann merkst du ja wie deine stute damit läuft
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

Salut Laika,

für mich bzw. mein Pferd stand, zum Glück nur kurzfristig, auch die Überlegung zur Debatte auf Gebisslos umzustellen. Nachdem ich einige Zäumungen probegeritten habe, hat mir bei allen Zäumungen die feine Einwirkung gefehlt. Eben die kleinen Korrekturen, die man mit Trense machen kann und die man - meiner Meinung nach - für die Ausbildung auch unbedingt braucht.

Inzwischen bin ich der Meinung, dass man "zwischendurch" gerne mal gebisslos reiten kann, auch zur Überprüfung z.B. inwieweit man noch abhängig von der Zügeleinwirkung bei doch normalweise einfachen Dingen ist, aber die Reitausbildung ansich - nur mit Gebiss..

LG Alix
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Barbara I
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Beitrag von Barbara I »

Ich würde in dem Fall ein gebissloses Kopfstück ohne Hebel wie z.B. das kolumbianische Bosal verwenden, alles mit Hebelwirkung halte ich für nicht geeignet für zweihändiges Reiten.

Hast Du schon probiert, Deinem Pferd das Gebiss "schmackhaft" zu machen, indem es das Gebiss beim Reiten nur trägt (ohne Zügel), so dass es die Verbindung Gebiss=Schmerz aufgeben kann? Parallel würde ich das Pferd vom Boden aus dem Gebiss nachgeben lassen und es für jedes Nachgeben sofort belohnen, so dass diese Reaktion vom Pferd positiv belegt wird.
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Barbara I
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Beitrag von Barbara I »

.. ich nochmal, mir ist noch was eingefallen. Wenn sie auf Stange besser geht als mit einfach gebrochenem Gebiss, vielleicht ist es ihr unangenehm, wenn das Gelenk in den Gaumen drückt? Probier doch mal ein doppelt gebrochenes, z.B. Myler MS 04 oder Sprenger Dynamic RS. Beides Gebisse, mit denen mein Pferd sehr zufrieden ist (sie mag auch keine einfach gebrochenen Gebisse)
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Mikalaya
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Beitrag von Mikalaya »

bei uns am stall reitet eine ihr ebenfalls gebissabgeneigtes pferd mit glücksrad, auch im dressurunterricht - scheint zu funktionieren.
Carmen
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Beitrag von Carmen »

Ich reite seit kurzem regelmäßig mit Hackamore und bin begeistert. Meine Pferde haben es beide sofort sehr gut angenommen. Ich habe damit eine gute seitliche Einwirkung und kann wirklich fein einwirken. Bei einem Versuch auf Kappzaum bzw. Knotenhalfter musste ich sehr stark einwirken für eine schwache Wirkung.

Mit Hackamore kann man ähnlich gut einwirken wie mit Trense, z.T. sogar noch einen Tick feiner. Ich mag das Ding sehr. Auch beim Dressurreiten. Seitengänge sind damit jedenfalls kein Problem. Wie es weiter fortgeschritten aussieht, weiß ich zwar nicht, aber ich kann mir gut vorstellen, dass auch das funktioniert.

Es ist keine Anfängerzäumung und nichts für permanent anstehende Zügel. Aber ansonsten durchaus einen Versuch wert, finde ich.
"Es gibt schon viel zu viele Pferde, die Gefangene sind. Wenn wir unser Pferd lieben, müssen wir [...] ihm so viel wie möglich von seiner Freiheit zurückgeben." Sylvia Loch
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Laika28
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Beitrag von Laika28 »

Oh das ist ja schon super, was hier zusammengekommen ist! :D
.. ich nochmal, mir ist noch was eingefallen. Wenn sie auf Stange besser geht als mit einfach gebrochenem Gebiss, vielleicht ist es ihr unangenehm, wenn das Gelenk in den Gaumen drückt? Probier doch mal ein doppelt gebrochenes, z.B. Myler MS 04 oder Sprenger Dynamic RS. Beides Gebisse, mit denen mein Pferd sehr zufrieden ist (sie mag auch keine einfach gebrochenen Gebisse)
Alles schon durch.... :roll: Wir haben das Problem ja nicht erst seit neuestem, sondern schon einige Jahre - also genau genommen, seit ich sie habe..... Wie viele Arten von Gebissen ich in den Jahren schon probiert habe, kann ich gar nicht mehr aufzählen... *seufz* :cry:
Definitiv geht einzig und allein halbwegs vernünftig dieses blöde Kimblewick :? - für MICH persönlich keine Dauerlösung... daher dachte ich halt daran, auf Gebisslos zurückzukehren und evtl. mit dem Kimblewick Korretur zu reiten oder aber halt fürs Gelände. Was haltet Ihr von dieser Theorie??? Zwischen Kimblewick u. Gebisslos zu wechseln?!

Hast Du schon probiert, Deinem Pferd das Gebiss "schmackhaft" zu machen, indem es das Gebiss beim Reiten nur trägt (ohne Zügel), so dass es die Verbindung Gebiss=Schmerz aufgeben kann? Parallel würde ich das Pferd vom Boden aus dem Gebiss nachgeben lassen und es für jedes Nachgeben sofort belohnen, so dass diese Reaktion vom Pferd positiv belegt wird.
Hier haben wir leider auch schon alle Wege durch. Anfangs ging es sogar nichtmals, nur Zügel eingehängt übern Hals hängend am Gebiss zu haben. Da ist sie schon fast durchgedreht. :roll: Das klappt ja nach jahrelangem Üben schon ganz zuverlässig.
Inzwischen bin ich der Meinung, dass man "zwischendurch" gerne mal gebisslos reiten kann, auch zur Überprüfung z.B. inwieweit man noch abhängig von der Zügeleinwirkung bei doch normalweise einfachen Dingen ist, aber die Reitausbildung ansich - nur mit Gebiss..
Ja, diese Meinung habe/hatte ich mehr oder weniger auch bisher... Aber was ist, wenn das Pferd kein Gebiss mag? Oder kein solches, welches eben zum Dressurreiten in Frage käme? Wenn sich schon das Auftrensen zum handfesten Streit/Abwehr hochschaukelt? Sie hasst es regelrecht.... :cry: da nutzen auch 100 Leckerlies leider nichts mehr.... *seufz* Ich bin momentan echt am verzweifeln deswegen....

@ Medora:
Jepp, deine kleinen Filme u. Berichte geben mir Mut, es zu probieren :lol: Das sieht so toll aus bei euch, so harmonisch und zufrieden! Einfach beneidenswert!

@blackylo:
Meinst du, eine Hackamore hat eine ähnliche Einwirkung wie der LG-Zaum? Wäre ja um einiges günstiger.... Aber den LG-Zaum fand ich schon super, als ich ihn damals testen durfte..... wenn er denn nicht so schrecklich teuer wäre... :roll:
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Medora
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Beitrag von Medora »

Hallo Laika,

ich denke, es ist wirklich kein Grund, verzweifelt zu sein - sei froh, dass Dein Pferd Dir das so deutlich zeigt und sich nicht andere Wege der Verweigerung sucht. Da Schöne ist doch: es GIBT Alternativen. Und ob Du damit auch "richtig Dressur" reiten kannst, wirst Du für Dich nur herausfinden, wenn Du es versuchst.

Was den Unterschied zwischen Hack und LG-Zaum angeht: Ich bin mit beidem geritten und ich persönlich empfinde den LG-Zaum als deutlich besser geeignet. Wenn Du mit dem Hack seitlich einwirken willst, führt das schnell zu einer Verkantung, was beim LG-Zaum wegfällt. Auch scheint mir die Einwirkung hier wirklich sehr präzise und Du kannst sehr fein werden. Genau wie Du habe ich die Anschaffung auch immer gescheut, aber kann nur sagen: für mich hat es sich wirklich gelohnt.

Medora
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blackylo
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Beitrag von blackylo »

@laika - leider konnte ich den LG-Zaum noch nicht probieren, daher kann ich dir nix weiter dazu sagen
ich kenne auch niemanden der einen hat und ihn mir leihen würde

wie gesagt ich fahre mit dem hackamore ganz gut und bin auch der meinung das man damit sehr fein einwirken kann
sicher ist das bei den Pferden verschieden aber mein Hafi war 3 Jahre Schulpferd dadurch ist bzw. war er ehr hart im Maul und ich kann mit dem HK feiner einwirken

probier es einfach aus und teste was deinem Pferd gefällt
Petra
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Beitrag von Petra »

@ laika
Mich hat der hohe Preis des Glücksrads auch lange abgeschreckt. Deshalb habe ich mir die Räder einfach selber gebastelt bzw. basteln lassen. Einfach in alte Gebissringe Stege einschweißen lassen und fertig war das Ganze. Ob es jetzt genau die gleichen Abmessungen hat und vom Gewicht her gleich ist, weiß ich nicht, aber zum Ausprobieren, ob man bzw. Pferd damit klar kommen würde, reicht es allemal.
Ich nutze übrigens auch Gebiss, LG-Zaum und manchmal auch Hackamore (nur einhändig) für Dressurarbeit im Wechsel, mein Pferd hat damit keine Probleme und stellt sich rasch darauf ein. Ein Einstellerpferd von mir ließ sich anfangs auch ganz toll mit LG-Zaum reiten, aber er ist leider manchmal ziemlich büffelig und stur und hatte schnell raus, dass man damit eben doch nicht so gezielt einwirken kann. Allerdings rollt er sich damit nicht mehr auf, was er mit Gebiss immer sehr schnell macht.
Kommt also wie immer aufs Pferd an.

lg Petra
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Laika28
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Beitrag von Laika28 »

So, Bestellung für den LG-Zaum ist raus :wink:
Da schauen wir mal, wie sich das Ganze so entwickelt... Danke schon mal für Eure Anregungen, Kritiken und guten Zusprüche!
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Medora
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Beitrag von Medora »

Hui, da bin ich gespannt auf Deinen Bericht!

Medora
Cyndy
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Beitrag von Cyndy »

Kann mir jemand die Wirkung des Glücksrades erklären und wie genau sieht so ein LG-Zaum aus? :kopfkratz: Ich reite teilweise gebisslos am Halsring und reite damit alles, was ich mit Trense auch reiten kann. Klappt super...
Jedoch braucht man da ein ganzes Stück mehr Vertrauen zum Pferd... :wink:
LG Cyndy
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